Nokia hat gestern mit der Veröffentlichung eines neuen Android-Launchers für etwas Überraschung gesorgt. Wir haben uns die Android-App gleich gezogen und über den Tag hindurch für euch getestet. Hier unser Testbericht nach 18 Stunden Z Launcher.
Wenn Nokia einen Launcher für Android vorstellt, dann brodelt die Gerüchteküche wieder hoch. Nachdem die finnen mit der Nokia-X-Serie bereits drei Androiden im Repertoire haben und dieses Angebot vermutlich in nicht allzunaher Zukunft auch noch ausbauen werden, liegt es aber auf der Hand, dass man gerne seinen eigenen Homescreen verkaufen möchte.
Der Z Launcher sieht uns aber aktuell gar nicht als Ersatz-Launcher aus, sondern höchstens als Laborexperiment, das drei Studenten in Espoo in ihrer Freizeit mal kurz zusammengebastelt haben. Außer einem App-Drawer und einem Homescreen mit vier Icons am unteren Bildschrimrand, und einem beschreibbaren Bereich in der Mitte hat der Z Launcher aktuell Null Funktionen zu bieten. Zwar zeigt der Launcher die am meisten benutzten Apps und Kontakte, mit denen man interagiert hat in der Liste der Favoriten an, diese umfasst aber lediglich sechs Einträge, womit ein durchschnittlicher Android-Nutzer vermutlich kaum zurecht kommt. Zudem plazierte der Z Launcher auf unserem Nexus 5 gerade mal vier Icons in der Taskbar, wovon eines für den App-Drawer reserviert ist. Neben der Kamera und der Telefon-App entschied sich der Z Launcher für die Chromecast-App als viertes Icon, aus welchem Grund auch immer. Dummerweise tauchen diese Apps ebenfalls in der Liste der sechs Favoriten auf. Wer also einen Anruf tätigt, ein Foto schießt und die Chromecast-App startet, reduziert damit die mögliche Auswahl an interessanten Apps auf vier.
Die Icons sind fest gegeben, weitere Homescreens gibt es keine. Auch auf Widgets muss man beim Z Launcher verzichten. Die Uhr und anstehende Termine sind fest verankert. Einträge aus der Liste der sechs Favoriten zu löschen, ist nicht möglich. Das eigentliche Problem des Z Launchers ist aber seine Geschwindigkeit. Um eine App via Geste zu starten oder einen Kontakt aufzurufen, braucht man sehr viel Geduld. Eine flüssige Eingabe ist weder beim Schreiben noch beim Löschen möglich. Google+ zu starten, ist nicht möglich, da die Handschriftenerkennung das Pluszeichen stets als „i“ erkennt. Tageszeit-abhängige oder sogar Standortbasierte Features, wie beim Aviate Launcher haben wir keine festgestellt. Das einzige echte Feature des Z Launchers besteht somit darin, per Handschrift eine universelle Suche durchzuführen. Dieses Feature funktioniert auch tatsächlich gut, wenn man genug langsam schreibt.
Warum Z Launcher?
Nokia hat sich beim Namen des neuen Launchers für das Z entschieden, weil dieser Buchstaben im ABC ganz hinten steht. Eventuell hat der Designer aber auch nur ein N für Nokia gezeichnet und jemand hat das Logo falsch eingebaut. Wie dem auch sei: Der Nutzwert der App liegt in der aktuellen Beta-Version 0.1.0 für den User quasi bei Null. Nicht so für Nokia: Mit der Installation der App gehen massive Rechte einher und Nokia erläutert auch in den Datenschutzrichtlinien, dass die gesammelten Daten ausgewertet und falls nötig an entsprechende Partner weitergeleitet werden. Wer Nokia und Microsoft also einen Gefallen tun will, der darf sich ruhig für das Betaprogramm anmelden und den Z Launcher herunterladen.
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Dass Nokia meilenweit von der Android-Community entfernt ist, zeigt auch der Umstand, wie der Launcher vertrieben wird: anstatt die App in den Play Store hochzuladen und via Beta-Programm von Google Play zu veröffentlichen, bietet man eine APK-Datei zum Download und zur manuellen Installation an. Das passt alles nicht wirklich zusammen. Wie man es richtig macht, zeigt der Aviate Launcher von Yahoo. Er bietet bereits jetzt alle Features, die Nokia gerne erreichen möchte…

Fazit
Viel mehr als etwas warme Luft und die zugegeben schicke Schrift „Nokia Pure“ stecken aktuell nicht im Z Launcher. Vielleicht haben wir von der Version 0.1.0 aber auch einfach zu viel erwartet. Dennoch bleibt unser Fazit: Es gibt mindestens 25 bessere Alternativen bei Google Play: von Apex über Buzz bis Yandex.