Sie haben Lust auf einen neuen Androiden, aber wenig Lust das Handy neu einzurichten? Carbon Backup sichert alle Ihre App-Daten und braucht keine Root-Rechte, dafür aber mindestens Android 4.0.
Wer von Ihnen erstellt am PC regelmäßig Backups? Kaum einer? Eigentlich sollte es für jeden PC-Besitzer eine Selbstverständlichkeit sein, Sicherheitskopien wichtiger Daten in regelmäßigen Abständen zu erstellen, doch kaum jemand nimmt diese Aufgabe wirklich ernst. Es wird ja schon alles gut gehen, schließlich hat man über Jahre hinweg keinen Festplattencrash erlebt. Fällt das Notebook dann doch einmal runter oder geht es gar auf einer Reise verloren, ist die Panik groß – Alle Daten sind weg!
Aus Carbon wird Helium
Carbon Backup nennt sich seit einiger Zeit Helium App Sync & Backup. Die im Artikel veröffentlichten Informationen sind aber weiterhin aktiv, lediglich der Name der App hat sich geändert.
Android-Backups
Auch auf dem Android-Smartphone sollten Backups eigentlich zum Pflichtprogramm gehören, schließlich ist das Handy als „Immer-dabei-Computer“ einer besonders hohen Wahrscheinlichkeit unterworfen verloren zu gehen. Wer Gmail und andere Cloud-Dienste benutzt, muss sich zwar wenig Sorgen um seine Mails und Kontakte machen, doch hart erkämpfte Spielestände oder mühsam erstellte Datensätze wären doch eine Sicherheitskopie wert.
Abseits des Themas Sicherheit haben Backups auch einen durchaus praktischen Mehrwert. Manch ein Android User spielt wahrscheinlich schon länger mit dem Gedanken auf einen neuen Androiden umzusteigen. Schnelle Quad-Core-CPUs oder droße 5-Zoll-Displays locken mit toller Performance, doch alle Apps neu einrichten? Ein Backup könnte hier viel Zeit sparen.
Sandkastensicherheit
Allerdings ist es gar nicht so einfach eine simple Backup-App für Android zu schreiben, da das System einzelne Apps voneinander abschottet. Diese „Sandbox“ getaufte Sicherheitsfunktion steckt jede App in einen eigenen virtuellen Bereich, auf den andere Anwendungen nicht zugreifen können. Würde etwa ein als harmloses Spiel getarnter Trojaner versuchen auf die Daten ihrer Homebanking-App zuzugreifen, dann würde er eben an dieser Sandbox scheitern.
Diese Trennung macht es jedoch auch legitimen Backup-Programmen schwer die Daten aller installierten Apps zu sichern. Das Android-System kennt keine Schranke, die bei Bedarf geöffnet werden könnte, um Apps vollen Zugriff auf die Daten anderer Programme zu erlauben. Bekannte Backup-Tools wie etwa Titanium Backup [1] funktionieren daher immer nur auf einem gerooteten Handys, gerade Android-Einsteigern bleibt der Weg zu einem Backup daher oft versperrt.
Carbon Backup
Mit Android 4.0 hat Google jedoch eine Backup-Option geschaffen, die durchaus einfache Backups der App-Daten ermöglicht, ohne das Handy rooten zu müssen. Allerdings muss das Handy dazu an den PC angeschlossen, das Android-SDK [1] installiert sowie kryptische Befehle in die Eingabeaufforderung eingegeben werden. Eine simple Backup-Lösung für das Handy selber, hatte bislang kein Entwickler in Peto.
Die App Carbon Backup [3] setzt auf die erstmals in Android „Ice Cream Sandwich“ 4.0 eingebaute ADB-Backup-Methode auf. Sie führt die zum Erstellen des Backups nötigen Befehle jedoch direkt auf den Handy auf und sichert Ihre Daten direkt auf dem Gerät oder – in der 3,71 Euro teuren Premium-Version [4] – auch auf Cloud-Speichern wie Google Drive, Dropbox oder Box.
Koppeln Sie die App an Ihren Google-Account, dann sichern Sie mit Carbon Backup nicht nur ihre Daten lokal oder ins Netz, sondern synchronisieren sie gleich von Gerät zu Gerät. Der Abgleich von Daten oder Spielständen zwischen verschiedenen Geräten ist so ein leichtes Unterfangen.
Kein Root? Kein Problem!
Root-Rechte erleichtern auch Carbon Backup das Erstellen seiner Backups. Mit vollen Leserechten auf dem kompletten Handys, muss sich die Anwendung gar keiner Tricks bemühen. Der Clou der App besteht allerdings in einem kleinen PC-Tool Carbon Desktop [5] für nicht gerootete Androiden, das Sie pro Gerätestart einmalig auf Ihrem Computer ausführen müssen. Es aktiviert einen Dienst auf dem angeschlossenen Handy, über den Carbon Backup auch ohne Root-Rechte seine Backups anstoßen kann.
USB-Debugging
Die Option USB-Debugging zu aktivieren finden Sie bei den meisten Androiden in den Einstellungen unter dem Eintrag Entwickleroptionen. Bei brand-aktuellen Geräten mit Android „Jelly Bean“ 4.2 ist dieser Menüpunkt allerdings von Haus aus ausgeblendet. Er muss erst durch siebenmaliges Antippen des Eintrags Build-Nummer unter Einstellungen | Über das Telefon aktiviert werden.
Carbon Backup prüft ob der Dienst im Hintergrund läuft und meldet bei Misserfolg den noch nötigen Start. Laden Sie sich dazu das kleine Programm auf den PC herunter – es werden Varianten für Windows, MacOS X und Linux angeboten – aktivieren sie den USB-Debug-Modus auf Ihrem Androiden (siehe Kasten USB-Debugging) und starten anschließend das Tool.
Auf Windows-PCs muss eventuell noch ein Geräte-Treiber installiert werden, das Tool verlinkt zu einer Übersichts-Seite im Netz [6], auf der Sie Downloads zu allen gängigen Herstellern finden. Sobald das Handy dann per USB-Kabel mit dem PC verbunden ist, sollte Carbon Desktop erfolgreich melden, dass es aktiviert wurde. Diese Aktivierung geht allerdings beim nächsten Neustart verloren.

Backups erstellen
Mit der Aktivierung ist der aufwändigste Part beendet und Sie können zum Erstellen Ihres ersten Android-Backups übergehen. Unter Backup listet Carbon fast sämtliche auf dem Handy installierten Apps auf, die sich sichern lassen. An dieser Stelle fehlen Google Apps wie Gmail, die sehr tief im System verankert sind und Apps, deren Entwickler das Erstellen von Backups aus technischen oder rechtlichen Gründen untersagt haben, diese werden am Ende der Liste unter Backup disallowd getrennt aufgeführt.

Suchen Sie sich nun aus der Liste die zu sichernden Apps heraus oder ziehen Sie den unteren Bereich der App am blauen Balken hoch, unter ihm versteckt sich der Button Select All, der alle möglichen Apps automatisch zur Sicherung hinzufügt.

An dieser Stelle finden Sie auch die Option App Data only. Sie ist von Haus aus aktiviert und bewirkt, dass lediglich die Daten – aber nicht die App selber – gesichert werden. Dies spart Platz und Zeit beim Erstellen eines Backups, allerdings muss beim Zurückspielen der Daten auf einem anderen oder zurückgesetzten Gerät die App wieder aus dem Play Store installiert werden. Carbon Backup unterstützt Sie dabei, allerdings erleichtert das Deaktivieren der Option einen Umzug auf einen neuen Androiden deutlich.
Backup in der Wolke
Nach einem Tipp auf Backup beginnt Carbon mit der Sicherung der ausgewählten Apps. Als Ziel steht Ihnen entweder der interne Speicher des Handys (USB Storage) oder mit Google Drive, Dropbox bzw. Box auch diverse Cloudspeicherdienste zur Verfügung. Eine Sicherung ins Netz hat den Vorteil, dass Sie das Backup auf einem zweiten Androiden wiederherstellen können, ohne die Daten von Gerät zu Gerät kopieren zu müssen.

Sobald das Ziel ausgewählt wurde, beginnt das eigentliche Backup Ihrer Apps. Dabei schaltet das System kurzzeitig in eine Maske, die erfahrene User vielleicht schon vom ADB-Backup via PC kennen, der Fortschritt der Sicherung wird zudem in der Statusleiste des Handys angezeigt.

Je nach Speicherziel finden Sie die Sicherung abschließend im Verzeichnis Carbon
auf der SD-Speicherkarte des Handys oder aber auch zusätzlich im Unterordner com.koushikdutta.backup
im Speicher ihres Cloudstorage-Anbieters.
Restore and Sync
Ein Backup ohne die Möglichkeit das Gesicherte wieder einfach einzuspielen wäre wenig wert. In Carbon finden Sie die Option eine Sicherung wieder zurückzukopieren unter Restore and Sync im zweiten Reiter der App. Carbon bietet Ihnen hier an eine zuvor erstellte Sicherung vom lokalen Speicher des Handys zu nutzen oder die Daten aus einem der unterstützten Netzspeicher zu laden.

Für Android-User mit mehreren Geräten erweist sich die die Synchronisierungs-Funktion als praktischer Zeitsparer. Unter My Devices finden Sie – wenn Sie Carbon Zugriff auf Ihr Google-Konto gewährt haben – sämtliche mit Ihren Konto verbundene Androiden, auf denen Carbon installiert wurde.
Wie bei einem Backup vom eigenen Gerät können Sie nun aus einer Liste auswählen welche App-Daten nun vom entfernten Gerät auf Ihren Androiden kopiert werden sollen. Ein Klick auf Restore startet eine Sicherung auf dem entfernten Gerät, überträgt die Daten auf das Vorliegende und packt die Daten gleich aus.
Fazit
Auch Carbon ist noch keine „Fire-and-Forget“-Lösung für Android-Backups, doch die App ist eine der wenigen Lösungen, die auch für Einsteiger bedienbar ist und ohne Root-Rechte auskommt. Besonders das Initiieren des Hintergrunddienstes über eine Desktop-Anwendung ist gewöhnungsbedürftig, allerdings wohl technisch notwendig.
Carbon ist Android User eine klare Empfehlung wert. In unserem Test konnten wir erfolgreich die Daten verschiedener Apps und Spiele sichern und auf einem anderen Gerät wiederherstellen. Allerdings zeigte Carbon Schwächen bei Anwendungen, die zusätzliche App-Daten einbetten. So wurden Bild- oder Sprachnotizen der Notiz-App Catch [7] zwar neu angelegt, die eingebetteten Bild- oder Audio-Dateien fehlten jedoch.
Hallo an Alle
meine USB-Buchse am Handy ist defekt!
…wie mach ich jetzt ein Gesamt-Backup, wenn ich noch keine richtige Sicherungs-Software auf dem Handy hab ?!