Wer ein Haus baut oder umbaut, hat manchmal Probleme mit Handwerkerpfusch. Da kommt ein kommentierter Fotobeweis mit dem Corpus Delicti immer gut gelegen. Der moderne Häuslebauer fertigt den Foto-Beweis mit dem Android-Smartphone und Skitch an.
Die kostenlose App Skitch [1] gehört zum inzwischen recht großen Evernote-Universum [2] und ergänzt es um eine wichtige Funktion: Das Markieren und Kommentieren von Fotos oder anderen Bildern. Dabei können Pfeile gezeichnet, kurze Kommentare in Handschrift oder per Softkeyboard eingegeben und Rechtecke, Kreise oder Linien gezeichnet werden. Bei der Farbauswahl ist Skitch ein wenig sparsam, erlaubt aber immerhin sechs Grundfarben sowie Schwarz und Weiß.
Crash-Kurs
Skitch verknüpft sich mit einem vorhandenen Evernote-Account und speichert ein kommentiertes Foto dort. Doch das ist nicht alles: Die App kann fertig kommentierte Fotos auf der SD-Card speichern, per Mail versenden, via Bluetooth sharen sowie an Dienste wie Facebook, Twitter, Flickr oder Google+ senden. Anders ausgedrückt: Evernote ist nicht zwingend erforderlich, Skitch arbeitet auch im Alleingang.
Für seine Aufgaben bringt Skitch einen kleinen, aber schicken Grafikeditor mit sich. Damit schreiben und zeichnen die Anwender direkt auf dem Foto. Eine Rückgängig-Funktion gibt es auch und für die Arbeit an einem Fotokommentar beherrscht Skitch einen wichtigen Trick: Alle eingegebenen Elemente sind Objekte.

Egal, ob Rechtecke, Linien, Pfeile, Textzeilen oder handschriftliche Notizen – alle Elemente sind nachträglich markierbar und können verschoben, gedreht, vergrößert oder verkleinert werden. Auch das Ändern der Liniendicke oder Farbe ist nach dem Markieren möglich. Allerdings ist diese Funktion nicht ewig verfügbar: einmal gespeicherte und geschlossene Skitch-Bilder lassen sich nicht mehr bearbeiten, nur um zusätzliche Elemente erweitern.
Skitch im Detail
Nach dem Start der App erscheint zunächst ein Begrüßungsbildschirm mit vier Befehlen, die von links nach rechts die Funktionen Foto schießen,Bild öffnen, Karte anzeigen und Editor nutzen starten. Für das Fotografieren setzt Skitch die verfügbare Kamera-App ein. Nach dem Knipsen und der Wahl von Fertig erscheint das Foto im Skitch-Editor. Ein vorhandenes Foto öffnen Sie durch Antippen des zweiten Symbols. Wer einfach nur eine Skizze anfertigen will, kann den Editor mit einer leeren, weißen Arbeitsfläche öffnen.
Der Grafikeditor ist der Kern von Skitch. Er bietet immerhin zwölf Befehlssymbole, die zum Teil noch ein kleines Auswahlmenü öffnen. Drei Werkzeuge unterstützen Sie beim Kommentieren vermutlich am häufigsten: Stift, Textmarker und Pfeil. Mit dem Stift zeichnen Sie einfache Skizzen und handschriftliche Notizen. Der Textmarker unterlegt Text, aber auch andere Bildelemente mit einer halb durchsichtigen Farbschicht. Der Pfeil zeichnet genau dies. Die Pfeilspitze erscheint dabei am Ende der Linie. Ein Klick auf das Farbsymbol öffnet eine Werkzeugpalette, über die Sie die Farbe und Dicke des Stift ändern. Die hier getroffenen Auswahl gilt aber auch für alle anderen Werkzeuge, zum Beispiel für Pfeile und die Texteingabe.

Handschriftliche Notizen sind nicht unbedingt einfach auf einem Smartphone-Display, vor allen Dingen nicht mit dem Finger. Deshalb gibt es auch eine Texteingabe, der aber eine Auswahl der Schriftart fehlt. Text erscheint nur in der arg langweiligen, serifenlosen Systemschrift. Immerhin: Text lässt sich ebenso wie Rechtecke, Kreise, Linien und die Handschriften mit einem Finger bewegen und skalieren oder drehen. Der Weg zu dieser Funktion führt über einen Fingertipp auf das Touch-Symbol. Anschließend lässt sich jedes Objekt im Editor durch Antippen oder Umkringeln markieren. Das Antippen mehrerer Objekte hintereinander markiert diese auch gemeinsam. Nun reagiert jedes Objekt auf einen Ziehen mit dem Finger und nimmt eine andere Position ein. Außerdem lassen sich Farbe und Strichstärke ändern.
Für das Vergrößern und Verkleinern sind wie beim Zoomen der ganzen Editoranzeige zwei Finger notwendig. Die Zoomgeste muss aber im Inneren (!) des markierten Objekts ausgeführt werden. Auch das Drehen benötigt den Einsatz von zwei Fingern, die gegenläufig nach oben und unten bewegt werden – auf einem kleinen Display funktioniert das am leichtesten mit den Daumen.
Jetzt fehlt zu einem sinnreichen Grafikeditor eigentlich nur noch das Beschneiden von Bildern – und auch das kennt Skitch. Das Beschnittsymbol taucht nur auf, wenn im Editor ein Bild geöffnet ist. Nach einem Druck darauf kann ein Beschnittviereck mit den Fingern bewegt und an den vier Anfasserquadraten in der Größe verändert werden.
Karten beschriften
Eine nützliche und für viele Zwecke brauchbare Funktion ist das Kommentieren von Karten aus Google Maps. Einladungen zur nächsten Party, Notizen bei der Suche nach Häusern oder Grundstücken, Tipps für das Geocaching, Anmerkungen zu einer selbst entworfenen tollen Radwanderroute oder auch nur etwas leichter verständliche Wegerklärungen als der Maps-Routenplaner – mit kommentierten Karten ist vieles möglich.
Die Funktion ist in Skitch auf die denkbar einfachste Weise integriert: Ein Klick auf das Kartensymbol im Startbildschirm und Google Maps erscheint. Skitch bietet an dieser Stelle nur eine Untermenge der Funktionen von Maps an. So fehlen zum Beispiel Satellitenbilder und andere Ergänzungen.
Die Karte ist aber mit den üblichen Fingergesten scroll- und zoombar. Ein (sehr!) langer Fingerdruck auf eine Position piekst eine Stecknadel in die Karte. Nach einem nicht so langen Druck auf die Nadel erscheinen zwei Buttons zum Entfernen der Sprechblase mit der Adresse des Ortes sowie zum Entfernen der Nadel. Den aktuellen Ort findet Skitch übrigens auch: Ein kurzer Druck auf das Fadenkreuz am unteren Rand genügt. Direkt daneben gibt es eine Suchfunktion, die wie gewohnt eine Adresse ausfindig macht.
So weit, so bekannt von anderen Karten-Apps auf Google-Basis. Interessant ist der Button mit dem Skitch-Herzchen. Ein kurzer Druck und Skitch öffnet seinen Bildeditor mit einem Schnappschuss der Karte. Achtung: Es wird wirklich nur der im Androiden sichtbare Kartenausschnitt gesichert, die Zoomstufe sollte also vorher gut ausgewählt werden. Anschließend stehen alle Werkzeuge von Skitch bereit, die Karte zu kommentieren. Fotos, Karten, Leerseiten – der Funktionsumfang ist für eine App recht üppig und es bleiben kaum Wünsche offen. Ein Manko ist lediglich die nicht verwirklichte nachträgliche Bearbeitung und eine fehlende Möglichkeit, zwischen mehreren offenen Skitch-Bildern seitenweise zu navigieren. Das verwirrt jeden, der nacheinander mehrere Bilder erzeugt. Skitch baut aus allen ungespeicherten Bildern eine Art Zwischenspeicher auf. Sobald ein Bild gespeichert oder mit dem Zurück-Befehl verworfen wird, erscheint das vorherige Bild im Editor. Einen anderen Weg zu den Bildern gibt es nicht.
Work in Progress
Dass es auch besser geht, zeigt die iOS-Version von Skitch. Hier können Sie direkt zu einzelnen Fotos springen, zudem unterstützt das Original von iOS auch Fotos von Webseiten. Android-User müssen hier den Umweg über die Screenshot-Funktion nehmen. Der Editor ist ebenfalls nicht ganz so ausgefeilt. So fehlt zum Beispiel das einfache Verschieben von Pfeilspitzen ohne Fixierung der Basis. Die Nutzer müssen stattdessen lange mit Drehen und Verschieben herumtricksen.
Auch bei der Zusammenarbeit mit dem Online-Notizenspeicher Evernote gibt es eine kleine Lücke: So ist es nicht möglich, ein bestimmtes Notizbuch als Standardspeicherort für Skitch-Bilder zu nutzen. Wer nicht alles im Notizbuch Standard sammeln will, muss so immer über das Speichermenü gehen und dann recht umständlich Titel und Zielort der Notiz eingeben.
Fazit
Skitch ist zwar ein recht umfangreiches und sinnvolles Hilfsmittel für Bildnotizen. Doch auf einem Androiden mit Display-Diagonalen bis vier Zoll lässt sich die App nur mit leichter Fummelei einzusetzen. Für den häufigen Einsatz ist ein Smartphone mit mindestens 4,3-Zoll-Display oder ein Tablet erforderlich. Außerdem ist ein Stift sehr hilfreich. Nur wer zierliche Finger hat, kann einigermaßen gut mit Skitch schreiben. Dieses Problem teilt diese App mit vielen anderen Helfern für handschriftliche Notizen. Ein Spezialstift für kapazitive Displays ist beim häufigen Einsatz von Skitch eigentlich ein Pflichtkauf.
Tablet, Stift, Skitch – zusammen ergibt das ein Dreamteam für alle Arten von Bildnotizen. Dabei eignet sich Skitch dank seines mehr als ausreichenden Funktionsumfangs aber auch für andere Aufgaben. Das Öffnen einer leeren Seite im Editor erlaubt auch Skizzen und handschriftliche Notizen. Und die flexible Anbindung an Cloud-Dienste wie Evernote, Google Drive, Flickr oder Dropbox sorgt für das problemlose Speichern der kommentierten Bilder in der Wolke.