Das deutsche Unternehmen SoftMaker erfreut mit seiner Office-Suite manchen Windows, Mac und Linux-Nutzer und hat sich auch auf Windows Mobile einen guten Ruf geschaffen. Nun folgt in Kürze eine Android-Version. Wir haben die Vorabversion angeschaut und getestet.
Schaut man sich die verfügbaren Office-Suiten für Android an, merkt man schnell, dass die vom Desktop portierten Suiten den "neuen" Apps, die nur für mobile Geräte entwickelt wurden, in einigen Punkten überlegen sind. Vor allem bei der Kompatibilität mit Microsoft-Office und der Darstellungsqualität. Dafür hapert es manchmal etwas mit dem Design oder der Benutzerfreundlichkeit.
Diese Review basiert auf einer von SoftMaker gestellten, nicht öffentlichen Betaversion. Als Testgerät diente ein Galaxy S2. Eine Vollinstallation des in drei Komponenten unterteilten Programms braucht rund 30 MByte Speicher. Die finale Version erscheint voraussichtlich im Februar, die Preise stehen noch nicht fest.
TextMaker
Die Word-Komponente von SoftMaker läuft unter dem Namen TextMaker. Da die Benutzerschnittstelle zwischen allen Komponenten gleich ist, gelten die meisten Informationen auch für die Tabellenkalkulation PlanMaker und das Präsentationsmodul von SoftMaker Office.
Das Menü von SoftMaker Office besteht aus zwei Ebenen, die übereinander erscheinen. Die untere Zeile gruppiert die Funktionen (Datei, Formatieren), während die obere Zeile die eigentlichen Befehle enthält.
TextMaker bietet derzeit keine klassische Druckansicht an. Stattdessen springt das Programm je nach Zoomstufe zwischen verschiedenen Darstellungsmodi herum, die allesamt recht sauber gerendert sind.
TextMaker brilliert geradezu im Bereich der Änderungsverfolgung. Beim ersten Öffnen eines mit Änderungsverfolgung versehenen Dokuments erscheint eine Meldung, die zum Eingeben des Benutzernamens auffordert. Ist diese Hürde genommen, sind die im Dokument enthaltenen Änderungen zum Akzeptieren oder Ablehnen freigegeben.
Auch beim Einfügen von Elementen gibt sich das Programm keine Blöße. TextMaker unterstützt Tabellen, Bilder und viele andere Medienelemente.
Insbesondere für Autoren ist das sehr detaillierte Statistiktool Gold wert. Anders als in den meisten anderen Office-Suites zählt es nicht nur die eingegebenen Zeichen, sondern berechnet auch Metriken.
Zu guter Letzt exportiert TextMaker die erstellten Dokumente auch als PDF- oder PostScript-Dateien.
PlanMaker
Hinter PlanMaker verbirgt sich die Tabellenkalkulationskomponente der Suite. Sie wirkt derzeit am unfertigsten und unterstützt den Benutzer nicht einmal beim Anlegen von neuen Funktionen.
Trotzdem ist die dahinterstehende Engine schon jetzt extrem leistungsfähig. So weiß PlanMaker mit bedingten Formatierungen umzugehen – unseres Wissens ein Novum bei mobilen Office-Apps.
In Charts eingebundene Diagramme stellen PlanMaker nicht vor Probleme. Die Darstellung ist wie vom Desktop gewohnt. Leider sind die Einstellungen noch nicht anpassbar.
Die Pflichttests absolviert PlanMaker mit Bravour. Wäre die GUI komplett, bekäme das Programm sofort die Bestnote. Leider sind einige Menüoptionen noch nicht vollständig implementiert, und auch das Hinzufügen von neuen Formeln ist nicht wirklich praktikabel.
Presentations
Zu guter Letzt wollen wir noch einen Blick auf die Presentations genannte PowerPoint-Komponente werfen. Öffnet man eine größere Präsentation, passiert erstmal gar nichts – das Telefon erhitzt sich, die Prozessorauslastung rennt in Richtung 80 Prozent. Das Programm errappelt sich nach rund einer Minute und zeigt dann die erste Folie des Foliensatzes an.
Die Renderingqualität überzeugt im Großen und Ganzen, weist aber noch einige sporadisch auftretende Schwächen auf.
Beim Erstellen von Slides am Smartphone spielt Presentations schon jetzt in der vordersten Liga mit. Das Programm unterstützt eine Vielzahl von Folienformaten, die Tabellen oder Bilder enthalten. Leider erlaubt das Programm noch nicht, das Format einer Folie nach dem Erstellen anzupassen.
Zu guter Letzt sei darauf hingewiesen, dass das Programm sogar im Hintergrund konstant 20 Prozent Prozessorleistung abruft – dies entleert den Akku eines ausgeschalteten Galaxy SII binnen einiger Stunden.
Fazit
SoftMaker Office bietet in vielen Bereichen schon jetzt mehr Funktionen als die Konkurrenz. Insbesondere der PDF-Export ist geradezu genial, erschwert er doch Dritten das unberechtigte Ändern von Dokumenten. Allerdings gilt das Lob mit Vorbehalt, da noch nicht alle Funktionen vollständig implementiert sind.
Leider fehlen der Android-Version nach wie vor einige Features, die für Poweruser essentiell sind: Presentations weiß nichts von Masterfolien, TextMaker kennt keine Formatvorlagen und das Erstellen von Formeln in Excel macht auch keinen Spaß.
Zusammenfassend bleibt SoftMaker Office für Android ein zwar bei Zeiten langsames. aber vielversprechendes Produkt. Es heizt den OfficeSuite-Markt sicher an – zum Vorteil aller Android-Nutzer, zudem freut es uns, eine deutsche Firma auf dem Markt zu sehen, erleichtert das doch in manchen Fällen den Support.