Smartphones und Tablets mit einem Tegra-4-Prozessor von Nvidia sind weiterhin recht dünn gesät. Mit dem EVGA Tegra Note 7 hat es nun aber endlich ein Tablet nach Deutschland geschafft, das nicht nur den schnellen Tegra-Prozessor an Bord hat, sondern auch einen ganz besonderen Eingabestift und die neueste Android-Version. Wir haben das 209-Euro-Tablet von Nvidia ausgiebig getestet und vergleichen es mit dem Nexus 7 und dem Samsung Galaxy Note 8.0.
Auf den ersten Blick ist das Tegra Note 7 ein ganz gewöhnliches Android-Tablet. Von den Abmessungen her ist es praktisch gleich groß wie das Nexus 7, wenn auch etwas dicker. Auffällig sind zudem auch die Frontspeaker auf beiden Seiten des Displays. Der eigentliche Clou am Tegra Note 7 ist aber der im Gehäuse integrierte NVIDIA-DirectStylus-Stift, der sich bei Bedarf einfach aus seiner Halterung ziehen lässt.
Die Basics
Beim EVGA Tegra Note 7 handelt es sich um ein 7-Zoll-Tablet mit Android 4.4.2 und Tegra-4-Prozessor. Die (Referenz-) Hardware stammt im Wesentlichen von Nvidia, die Tablets werden aber in diversen Ländern unter verschiedenen Brands vertrieben. Das hierzulande erhältliche Tegra Note 7 stammt von EVGA. Die Firma besitzt langjährige Erfahrungen im Vertrieb von Nvidia-Grafikkarten, eignet sich also bestens als Partner. Der im Tablet verbaute Tegra-4-Prozessor ist auf 1,8 GHz getaktet und sorgt in unseren Standard-Benchmarks für durchaus akzeptable Werte und sorgte bei der Markteinführung 2013 für den Titel „das schnellste 7-Zoll-Tablet der Welt“. Inzwischen gibt es aber mehrere Tablets, die an ähnliche Benchmark-Werte herankommen oder die Tegra-4-CPU in einigen Disziplinen auch übertreffen. Abgesehen davon arbeitet das Tablet aber wirklich sehr flott und gehört dank Tegra 4 klar zu den Top-5 unter den 7-Zoll-Android-Tablets.

Dem Tegra-4-Prozessor hat Nvidia 1 GByte RAM spendiert. Das 7-Zoll-Display löst mit 1280 x 800 Bildpunkten auf und zeigt im Vollbildmodus auch tatsächlich so viel Bild an. Verbaut sind weiterhin 16 GByte Flash-Speicher (via MicroSD-Slot erweiterbar), ein 4100-mAh-Akku und eine 5-Megapixel-Kamera auf der Rückseite sowie eine 0,3-Megapixel-Frontkamera für Videochats. Das Tablet verfügt über WLAN 802.11/b/g/n und Bluetooth 4.0. Ein dedizierter HDMI-Ausgang sorgt für die Verbindung mit einem TV-Gerät oder HDMI-fähigen Verstärker, aufgeladen wird das Tablet via Micro-USB-Buchse, die auch für die Datenverbindung zum PC sorgt und USB-OTG-fähig ist.
Software + Stift
Die Besonderheit gegenüber anderen Android-Tablets besteht beim Tegra Note 7 im Stift. Dabei handelt es sich nicht wie bei der Note-Serie von Samsung um einen speziellen Stift, der die Digitizer-Hardware des Touchscreens benutzt, sondern um einen handelsüblichen passiven Stift. Er lässt sich also mit jedem Android-Gerät nutzen. Durch die enorme Rechenkapazität des Tegra 4 weckt der DirectStylus aber den Eindruck einen aktiven Stift zu benutzen. So berechnet der Prozessor eine Art Druckempfindlichkeit aus der Auflagegröße des Stylus und das Tablet reagiert generell deutlich schneller auf die Stifteingaben als andere Android-Geräte ohne entsprechende Software. Das wird im direkten Vergleich mit dem Nexus 7 ganz klar deutlich.

Eine weitere Besonderheit stellt das Android-System dar, das im wesentlichen auf der Open-Source-Version von Android (AOSP) basiert und nur wenige — dafür sinnvolle — Änderungen von Nvidia enthält. So ist es zum Beispiel möglich, das Tablet via Quicksettings in den Vollbildmodus zu versetzen, sodass die Benachrichtigungsleiste und die Leiste mit dem Home-Button ausgeblendet werden. Das schafft erstaunlich viel Platz auf dem 7-Zoll-Screen. Vorinstalliert von Nvidia sind zudem die Tegra Zone (auf Tegra-Geräte optimierte Spiele), ein Notizblock und eine Zeichnungs-App sowie ein spezieller Launcher, der immer dann in Aktion tritt, wenn Sie den Stilus aus der Halterung entfernen. Abgesehen davon erhalten Sie ein pures Android-System. Für diesen Test benutzten wir die Firmware-Version KOT49H.16492_340.8117 mit dem Linux-Kernel 3.4.57 und Android 4.4.2. Das ist die aktuell neueste Firmware (Stand Ende März 2014).
Gut gemacht, Nvidia
Das Android-System des EVGA Tegra Note 7 ist sehr gut an die Hardware angepasst. Es gibt keine Ruckler oder unschöne Wartezeiten, selbst wenn in den Stromspar-Einstellungen der Modus „Ausgleich“ aktiv ist. Die von Nvidia eingerichteten Quicksettings für die virtuelle Maus, den Fullscreen-Modus und den Stromsparmodus sind sinnvolle Ergänzungen. Auch den Stiftmodus hat Nvidia sehr gut gelöst. Ist der Stift aktiv, dann finden Sie in der Navigationsleiste zusätzliche Icons, um einen Screenshot eines bestimmten Bereichs auszuwählen, Notizen anzufertigen und um zwischen dem Modus „Nur Stift“ und „Stift und Finger“ zu wechseln.

Recht gut hat sich das Tegra-Tablet auch bei der Akkulaufzeit geschlagen. Zwar kann man dem „Füllstandsanzeiger“ beim Spielen praktisch zuschauen, wie der Akku leergesaugt wird, aber beim Browsen und E-Mails verschicken oder anderen Tätigkeiten, die den Tegra 4 nicht ausreizen gibt sich das Tablet recht sparsam. Die Standby-Zeiten sind sogar vorbildlich, hiervon könnte sich auch das Nexus 7 eine Scheibe abschneiden. Generell können Sie mit rund 6 Stunden Displayzeit bei gemischter Nutzung rechnen, im Standby hält das Tablet einige Tage durch.


Hier muss Nvidia nachbessern
Auch wenn die Lautsprecher des Tegra Note 7 zu den besten je in einem Tablet verbauten Speakern gehören, eignet sich das Tegra Note 7 in der aktuellen Form nur bedingt für den Musikgenuss. Sobald sich das Tablet in den Schlafmodus begibt, stockt die Musikwiedergabe und es kommt zu sehr gut hörbaren Aussetzern. Hier scheint der fünfte Core mit dem Musikplayback im Stromsparmodus nicht klarzukommen. Wir haben probehalber auch sämtliche Stromsparoptionen durchprobiert, konnten aber selbst mit ausgeschaltetem Powermanagement nicht verhindern, dass das Playback beim Ausschalten des Displays ins Stocken geriet. Auch diverse Musikplayer-Apps haben wir zu Testzwecken installiert. Am besten schlug sich Google Play Music. Hier gab es die wenigsten Aussetzer.
Die vorinstallierten Apps werden den Möglichkeiten des Tegra Note 7 schlicht nicht gerecht. Das Zeichenprogramm lässt sich noch recht gut benutzen, aber der Notizblock hinterlässt den Eindruck, dass sich mit dem Tegra Note 7 nicht wirklich gut schreiben lässt. Das stimmt aber überhaupt nicht: Mit der richtigen App macht die Stifteingabe auf dem Tegra Note 7 so richtig Spaß. Probieren Sie zum Beispiel Myscript Stylus Beta oder Papyrus.

Enttäuscht hat uns in den Tests die Kamera, sowohl aus Hardware- als auch aus Software-Perspektive. Die Kamera-App bietet zwar sehr viele Features, aber die Bedienung ist überhaupt nicht auf ein 7-Zoll-Display ausgelegt. So fällt es in manchen Situationen recht schwer, den Auslöser anzutippen oder vom Foto-Modus in den Videomodus zu wechseln. Das eigentliche Problem stellt aber die Hardware dar. Mit dem 5-Megapixel-Sensor lassen sich nur bei allerbesten Lichtverhältnissen scharfe Fotos erstellen. Generell wirken die Aufnahmen aber verschwommen. Daran ändert auch der tolle HDR-Modus nichts.

Nexus 7, Tegra Note 7 oder Galaxy Note 8?
Arbeiten Sie gerne mit einem Stylus, dann bietet das Tegra Note 7 einen klaren Mehrwert gegenüber dem Nexus 7. Weder beim Zeichnen noch beim Schreiben kommen Sie beim Nexus 7 auch nur annähernd an die Performance heran, die Sie mit dem Stift unter dem Tegra Note 7 erreichen. So lässt sich auf dem Tegra Note 7 mit Myscript Stylus Beta quasi fließend schreiben. Beim Nexus 7 müssen Sie sich hingegen viel mehr Mühe geben und die Eingabe arbeitet auch nicht so flüssig wie beim Tegra-Tablet. Zum UVP von 209 Euro erhalten Sie also mit dem Tegra Note 7 das leicht bessere Tablet, auch wenn das neue Nexus 7 über das deutlich bessere Display verfügt.
Als echte Alternative für Stiftnutzer bietet sich das Galaxy Note 8.0 an. Hier erhalten Sie einen echten Digitizer (Hardware statt Software), müssen aber mit einem Internetpreis von rund 280 Euro für die WiFi-Version auch etwas tiefer in die Tasche greifen. Zudem steht das Note 8.0 von Samsung immer noch bei Android 4.1, während Sie beim Tegra Note 7 die allerneueste Android-Version 4.4 „KitKat“ erhalten. Das Samsung-Tablet enthält dafür von Haus aus recht viele Apps, die für die Stifteingabe besonders optimiert wurden. Bei der Software-Auswahl hat das Samsung-Tablet also klar die Nase vorne. Dafür spielt das Tegra-Tablet seine Stärken bei der Video-Wiedergabe aus. Hier können Sie über den HDMI-Ausgang auch 4K-Videos schauen, wenn Sie einen entsprechenden Monitor besitzen. Beim Galaxy Note 8.0 sind über den MHL-Ausgang maximal 1080p möglich.
Fazit
Mit dem EVGA Tegra Note 7 hat die Android-Tabletwelt einen durchaus interessanten Neuzugang erhalten. Die CPU selbst bringt zwar nicht mehr Performance als ein aktuelles Tablet mit Snapdragon S4 Pro oder einem aktuellen Exynos-Prozessor, aber dank schneller GPU bleibt genügend Rechenleistung, um sich um die Stift-Funktionen zu kümmern. Die eigentlichen Killerfeatures des Tegra Note 7 sind für uns die topaktuelle Android-Version ohne unnötige Bloatware (12,56 GByte sind für Apps und Daten frei), der bereits integrierte Vollbildmodus und die tollen Stereo-Lautsprecher. Das EVGA Tegra Note 7 ist eine sehr gute Alternative zum Nexus 7 und bietet mit dem MicroSD-Slot und dem Stift einen klaren Mehrwert bei praktisch identischem Preis. Bezugsquellen sind unter anderem Alternate, ATELCO, BWZ-SHOP, comtech, ECOTEC Computer und One. Weitere sollen in Kürze folgen.

EVGA Tegra Note 7 Produktseite