„Wie kann es sein, dass meine Freundin mit ihrem Handy bei zwei Balken einen besseren Empfang hat, als ich mit drei?“ Hast du dir diese Frage schon einmal gestellt, dann liest du am besten diesen Artikel durch. Wir erklären dir darin nicht nur, wie die Signalstärke unter Android funktioniert, sondern auch wie du den Empfang verbessern kannst und was dBm, asu und das Ausrufezeichen bedeuten.
Eigentlich könnte es ja ganz einfach sein: Vier Balken bedeuten besten Empfang, kein Balken bedeutet: Kein Empfang. Doch weit gefehlt. Die Signalstärke unter Android ist auf den ersten Blick ein Buch mit sieben Siegeln. Denn nicht genug, dass der durchschnittliche Anwender mit einem Wert von Minus 83 dBm nichts anfangen kann, da steht auch noch ein unbekannter asu-Wert dahinter, der sich je nach Art der Verbindung drastisch unterscheiden kann. Zeit also, die Sache zu er-klären.
Android stellt die Empfangsqualtät in zwei Werten dar, in Dezibel Milliwatt (dBm) und in asu, der Arbitrary Strenght Unit, zu Deutsch universelle Signalstärkeneinheit. Der asu-Wert lässt sich in dBm umrechnen und umgekehrt, welcher asu-Wert dabei herauskommt, hängt aber von der benutzten Mobilfunktechnologie ab. Bei LTE bedeutet zum Beispiel eine Signalstärke von 80 asu ein hervorragendes Signal von -60 dBm, der Maximalwert liegt bei 95 asu. Telefonierst oder surfst du hingegen via UMTS, HSDPA oder HSPA+, dann liegt der entsprechende asu-Wert zwischen Null (sehr schwaches Signal) und 31 (perfekter Empfang). Falls überhaupt kein Empfang existiert, zeigt das Android-Smartphone den ASU-Wert 99 an. Zum Vergleich: ein Empfang von -60 dBm entspricht über UMTS einem asu-Wert von 28. Die gleiche Skala benutzt dein Handy auch, wenn du via GPRS oder EDGE im Netz unterwegs bist: 99 asu bedeutet kein Empfang, 31 ASU ist perfekt.
Ab -129 dBm ist Schluss mit dem Gespräch
Die gute Nachricht vorweg: Seit Android 4.4 gibt es eine einheitliche Regelung, wann das Android-Smartphone wie viele Balken anzeigt. Zumindest legt das unsere Messung an zehn Android-Geräten mit Android 4.4 oder neuer nahe: Demnach gestalten sich die „Balken“ (ab Android 5.0 gibt es ja keine separaten Balken mehr, aber die Darstellung ist gleich) bei einer Verbindung via LTE wie folgt:
- -89 dBm oder besser: 4 Balken (voll)
- -99 dBm bis -108 dBm: 3 Balken
- -109 dBm bis -118 dBm: 2 Balken
- -119 dBm bis -128 dBm: 1 Balken
- -129 dBm oder schlechter: Kein Balken/kein Empfang (leer)
Das gilt aber nur für LTE-Netzwerke. Denn wenn der LTE-Empfang zu schwach ist, schaltet das verbaute Modem automatisch auf die nächst schlechtere Verbindung um.

So kann es durchaus sein, dass via LTE keine Verbindung besteht, sich aber via Edge mit -89 dBm hervorragend telefonieren oder sogar noch surfen lässt.
Empfangsstärke ermitteln
Du möchtest wissen, wie gut der Empfang bei deinem Handy genau ist? Dann öffne dazu die Android-Einstellungen, scrolle (auf dem Reiter Optionen bei Samsung) ganz nach unten zum Eintrag Über das Telefon (Geräteinformationen bei Samsung) und wähle hier den Eintrag Status. Je nach Hersteller siehst du jetzt die Signalstärke gleich oder musst zuerst noch den Eintrag Status der SIM-Karte antippen (ab Android 5.1).

Tipp: Falls dir die Suche in den Android-Einstellungen zu kompliziert ist, dann hol dir aus dem Play Store die App Network Signal Info oder Open Signal Map: Speed test & 3G/4G Maps. Sie — und viele andere — zeigen die Empfangsstärke ebenfalls an.
Bei den angezeigten Werten handelt es sich um Live-Werte (mit minimaler Verzögerung). Möchtest du also den besten Platz fürs Telefonieren oder surfen in deiner Wohnung finden, dann musst du nichts weiter tun, als diese Einstellung zu öffnen, etwas herumzulaufen und dir den Platz mit den meisten (wenigsten) Dezibel zu merken. Dabei gilt: auch wenn ab -89 dBm Android bereits vier Balken anzeigt, bist du noch weit von einem perfekten Empfang entfernt. -80 dBm sind schon sehr gut, -70 dBm wirklich Klasse. Das ist nicht irrelevant, denn die Dezibel-Skala ist wie bei der Lautstärke nicht linear: -70 dBm sind also nicht leicht besser als -79 dBm sondern um Welten besser. Von diesem Unterschied bekommst du unter Android aber nichts mit, weil dein Handy stets vollen Empfang anzeigt.
Umgekehrt bedeutet das, dass zwischen -100 und -109 dBm jedes einzelne dBm zählt, um zum Beispiel noch mit der maximalen Geschwindigkeit via LTE etwas herunterladen zu können oder ein Gespräch ohne Rauschen zu führen. Bist du Perfektionist, dann erstellst du eine kleine Karte von deiner Wohnung/deinem Arbeitsplatz mit den entsprechenden dBm-Werten ;-)
Der Sendemast ist relevant…
Angenommen, du verfügst zu Hause normalerweise über eine gute Verbindung, aber heute klappt es einfach nicht mit dem Download oder dem Gespräch. Dann kann es gut sein, dass sich dein Handy schlicht mit dem falschen Funkmasten verbunden hat oder noch damit verbunden ist. Üblicherweise kontaktiert das Smartphone automatisch den stärksten Funkmasten. Es kommt in der Praxis jedoch vor, dass es noch bei einem schwächeren Masten „hängenbleibt“.

Auch hier ist die App Open Signal Map: Speed test & 3G/4G Maps dein Freund. Sie zeigt dir die Funkmasten in deiner Umgebung an, sodass du schnell siehst, ob sich dein Handy mit dem richtigen verbunden hat. Beim Vergleich mit Freunden und bekannten zeigt sich dann auch schnell, dass nicht jeder Provider auf jeder Antenne mit dabei ist. So kann es sein, dass du mit deiner Telekom-Karte zwar tollen Empfang hast, deine Bekannten über das Vodafone-Netz aber nicht. Ein Umschalten in den Flugmodus und zurück bewirkt hier Wunder.
Tipp: Falschen Funkmast erwischt? Dann schalte einfach kurz in den Flugmodus und wieder zurück. Das Handy verbindet sich spätestens dann mit dem besten Signal!
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Empfang drastisch verbessern
Es gibt diverse Apps im Play Store, die damit werben, den Empfang zu verbessern. Mal abgesehen davon, dass diese Apps seit Android 4.x nicht mehr funktionieren, handelt es sich bei allem um halbe Placebo-Apps. Sie schalten einfach das Mobilfunknetz kurz aus und danach wieder ein, sodass sich dein Handy mit der besten Antenne verbindet. Dieses Aus- und Einschalten ist mit aktuellen Android-Versionen nicht mehr möglich. Du musst es also eh manuell machen, kannst somit auf eine App verzichten!
Es gibt aber ein paar wirklich einfache Tipps, um den Empfang zu verbessern, hier unsere Top 3:
- Stell dich ans Fenster und mache das Fenster auf. Ist natürlich nur bei schönem Wetter durchführbar, aber im Freien ist der Emfang nun mal deutlich besser als drinnen. Bringt je nach Absorbierung des Gebäudes bis zu 10 dBm!
- Schalte von LTE auf 2G um. Wenn du lediglich lange ratschen möchtest, dann lohnt es sich, in den Android-Einstellungen den bevorzugten Netzwerkmodus auf 2G umzustellen. In unseren Tests hatten wir über das LTE-Netz meistens eine Signalstärke zwischen -99 und -102 dBm. Im EDGE-Modus betrug sie hingegen -77 bis -80 dBm. Damit lässt sich deutlich angenehmer telefonieren.
Schalte den bevorzugten Netzwerkmodus auf 2G um, wenn du in erster Linie viel telefonierst und per WiFi online bist. - Wechsle den Provider. Wenn du in einer Region mit schlechter Netzabdeckung wohnst, dann loht es sich, den Provider zu wählen, der den für dich besten Funkmast gestellt hat. Dein Akku wird es dir mit deutlich besseren Laufzeiten danken und dein Smartphone muss nicht ständig mit höchster Leistung funken, was ja angeblich auch gesünder ist.
Was bedeutet das Ausrufezeichen?
Bleibt noch die letzte Frage rund ums Thema guter Empfang: Seit Android 5.0 erscheint neben dem Dreieck für die Signalstärke und beim Symbol für die WLAN-Anbindung ab und zu auch ein Ausrufezeichen. Es hat eine ganz klare Bedeutung: du bist offline bzw. die entsprechende Verbindung steht zwar, das Internet ist aber nicht erreichbar. Das kann zwei Gründe haben: Du hast die Mobilfunkdaten absichtlich oder unbewusst ausgeschaltet oder du bist mit den falschen APN-Einstellungen unterwegs.
Google nicht erreichbar: Ganz genau genommen bedeutet das Ausrufezeichen, dass die Google eigenen Dienste von deinem Handy aus nicht erreichbar sind. In der Praxis ist das aber mit „offline“ gleichzusetzen ;-)
Zunächst solltest du prüfen, ob die Mobilfunkdaten nicht gesperrt sind. Damit ist eigentlich das Symbol mit den Mobilfunkdaten bzw. der entsprechende Eintrag in den Android-Einstellungen gemeint. Manchmal scheint das aber zu hängen. Dann musst du als Workaround das Android-Testmenü öffnen, das du auf Nexus-Geräten und einigen weiteren aktuellen Androiden über die Wahlkombination *#*#4636#*#* erreichst. Hier wählst du den Eintrag Telefoninfo und anschließend oben recht über das Menü mit den drei Punkten den Eintrag Enable Data Connection.

Die zweite Fehlerquelle stellt der Zugangspunkt für die mobile Datenverbindung dar. Dieser APN ist je nach Provider und je nach Vertrag unterschiedlich. Wechsle in die Android-Einstellungen und öffne unter Drahtlos & Netzwerke | Mehr | Mobilfunknetze den Eintrag für die Zugangspunkte (APNs). Hier sollte ein Eintrag ausgewählt sein, der auch zu deinem Mobilfunkanbieter passt.

Üblicherweise bekommst du diese Werte/Einstellungen automatisch aufs Handy gebeamt, dabei kann es aber zu Fehlern kommen. Wenn kein Eintrag vorhanden ist, legst du einfach über das Pluszeichen einen neuen an. Außer dem Namen und dem APN-Eintrag musst du keine weiteren Felder ausfüllen. Die nötigen Infos bekommst du von deinem Provider.
Fazit
Im Intro stellte ich die Frage, wie der Empfang mit zwei Balken besser sein kann als mit drei. Bei älteren Androiden von verschiedenen Herstellern kann hier schlicht ein anderer Dezibel-Milliwatt-Wert dahinter stehen. Es ist aber auch möglich, dass Person A mit zwei Balken via Edge telefoniert und Person B mit drei Balken im LTE-Netz unterwegs ist. Dann ist die Signalstärke bei Person A besser als bei Person B, somit auch die Gesprächsqualität.
Das Signal zu verbessern, ist mit keiner App möglich! Dazu musst du selbst Hand anlegen und dich zum Beispiel zu einem Fenster begeben oder kurz in den Flugmodus schalten. Das Ausrufezeichen bedeutet schlicht, dass keine Verbindung zum Internet besteht. Es erscheint aber nicht in allen Fällen, sondern nur wenn mit den Mobilfunkdaten etwas nicht in Ordnung ist.
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Vielen,vielen Dank.