Tablets spielen eine immer größere Rolle im mobilen Alltag. Digital-Kameras verfügen zunehmend über Wifi- oder zumindest Kabel-Verbindungen, mit denen man Fotos und Videos auf mobile Geräte kopieren kann. ?Cyberlink? – der bekannte Medienspezialist aus Taiwan – hat am 6. Juni den populären PowerDirector für Bildschirme ab 7? optimiert. Ob man damit auf mobilen Displays arbeiten kann, lesen, sehen und hören Sie in unserem Testbericht.
In fast 20 Jahren hat sich Cyberlink mit PowerDVD, PowerCinema, DVD Suite und eben auch dem PowerDirector auf den Desktops-PCs einen Namen gemacht. Die Video-Bearbeitungs-Software wurde bereits von mehreren Fachmagazinen als führend im semi-professionellen Bereich ausgezeichnet. Nutzer von Android-Tablets ab 7? können jetzt die professionellen Funktionen von PowerDirector verwenden, wie beispielsweise Drag-and-drop-Funktionen für eine noch genauere Bearbeitung und auch animierte Diashows einbinden.
Auf der Startseite der App geht es zunächst nur darum, ein ?Projekt? anzulegen, in dem Filme, Fotos, Hintergrundmusik, Texteinblendungen und diverse Effekte zusammengefasst und gespeichert werden. Diese Portalseite zeigt beim nächsten Start bereits vorhandene Projekte mit einer Bildvorschau und der Laufzeit des Videos an.

Das Bearbeitungsfenster
Die weiteren Schritte erfolgen auf einer übersichtlichen Bearbeitungsseite, die aus drei Fenstern zusammengesetzt ist, wie man sie von einer Video-Software auf dem PC kennt. Im Medien-Fenster oben links stehen sechs Register zu Verfügung. Wählt man hier ein Video, Foto oder einen Song aus, wird der Inhalt im benachbarten Vorschau-Fenster dargestellt oder abgespielt. Auch die Effekte werden in diesem Fenster angedeutet. Möchte man ein Element dem Projekt hinzufügen, zieht man dieses per Drag?n Drop mit dem Finger in die unterhalb befindliche Zeit-Leiste an die gewünschte Position.

Unter dem Tab mit dem Kamera-Reiter zeigt der PowerDirector automatisch alle (!) auf der Speicherkarte gefundenen Videodateien. Kompatibel sind folgende Formate:
- H.263 (.3PG, .MP4)
- H.264 AVC (.3PG, .MP4, .TS)
- MPEG-4 SP (.3PG)
- VP8 (.WEBM, .MKV)
Das AVI-Format wird also leider nicht importiert. Wenn mit einem Tablet aufgenommene Videos Ihren Ansprüchen genügen, können Sie diese direkt mit dem PowerDirektor aufnehmen. Sie werden der Medien-Sammlung hinzugefügt und können in das aktuelle Projekt sofort eingebettet werden. Per Drag?n Drop können Sie nun die Videos mit dem Finger in die unterhalb befindliche Zeitleiste ziehen, sie dort nachträglich verschieben und auch teilen, um Überlängen einzelner Clips entfernen zu können.
Die nachträgliche Editierungen von Videos, sowie das verschieben einzelner Clips ringen dem Prozessor Höchleistungen ab. Wie lange PowerDirector damit beschäftigt ist, ist mangels einer Sanduhr nicht erkennbar. Startet man die Vorschau unmittelbar, kommen einige Elemente nach ein paar Sekunden durcheinander und die Wiedergabe wird mit einem I/O-Fehler abgebrochen. Einen Datenverlust haben wir auf unserem Testgerät (Asus a86 4 x 2,2 GHZ , Snapdragon 800) aber nicht feststellen müssen.
Fotos, Texte und Musik
Bild- und Tonqualität, Autofocus-Probleme und fehlender Bildstabilisator stellen im Video-Bereich oft eine hohe Hürde für Smartphones und erst recht für Tablets dar. Mit dem PowerDirector können Sie aber nicht nur Videos und Fotos kombinieren, sondern auch eine animierte Diashow lebendiger gestalten und aus diesem ein Video machen. Im zweiten Tab zeigt die App eine Vorschau aller (sic !) im Speicher gefundenen Fotos, so dass mitunter aber weit gescrollt werden muss, um das passende Bild zu finden. Diese Formate können verarbeitet werden:
- JPEG
- GIF
- PNG
- BMP
- WebP
Nachdem im obersten Gleis der Zeit-Schiene Videos und Fotos platziert, sortiert und bearbeitet wurden, befindet sich darunter die Zeile für Text-Einblendungen. Hier kann der gesamte Film nicht nur mit einem Titel versehen werden, sondern fortlaufend auch Hinweise, Infos oder Zwischentitel eingebunden werden. Die Positionierung erledigt man – wie gewohnt – mit dem Finger durch verschieben. Der Texteditor aus dem fünften Register beinhaltet 13 Effekte. Über den in der unteren Leiste befindlichen Bleistift können Größe und Farbintensität verändert werden. Eine Reihe von Schriftarten stehen zur Auswahl, die sich aber leider nur wenig voneinander unterscheiden.

Unter dem Reiter mit dem Notenzeichen kann auch Hintergrundmusik in die Zeit-Schiene gezogen werden. Da alle auf der Speicherkarte befindlichen MP3 automatisch importiert werden, wird es auch hier mitunter unübersichtlich, wenn ein bestimmter Song gesucht wird. Eine Suchfunktion gibt es nämlich nicht.
Die Lautstärke zwischen den Videos und Songs kann stufenlos gemischt werden. Auch Musiktitel können gesplittet werden, um Überlängen zu vermeiden. Ein Fade in/out gibt es leider nicht, so dass geschnittene Titel sich auch beschnitten anhören. PowerDirector kommt mit diesen Formaten klar:
- WAV, OGG, MKV, MID, XMF, MXMF, RTTTL, RTX, OTA, IMY, MID, MP3, FLAC, 3PG, MP4, M4A, AAC, TS
Effekte, Fertigstellung und Export
Im vierten Tab werden elf Effekte angeboten, die jedem einzelnen Clip zugeordnet werden können. ?Kaleidoskop?, oder ?Relief? gehören zu denen, die in der Praxis aber selten Sinn machen dürften und etwas mit der ?Gaußschen Unschärfe? zu überziehen wohl auch nicht. Hier könnte Cyberlink nachbessern und mehr brauchbare Effekte nachliefern. Im letzten Register werden immerhin 23 Übergänge angeboten, die zwischen Videos und Fotos gezogen werden und für einen effektvollen Wechsel sorgen. Die Wirkung beider Effekt-Gruppen kann im Vorschaufenster zwar nicht live gesehen, aber erahnt werden.
Erstellte Projekte werden auf der SD-Karte im Ordner PowerDirektor/projekts gespeichert. Die Vorschau des Projektes kann natürlich aus der App wieder aufgerufen werden. Möchten Sie den fertigen Film außerhalb der App verwenden, können Sie ihn direkt über Facebook oder YouTube teilen oder auf der Speicherkarte ablegen. Dies kann in den Auflösung 1080P, 720P oder 360P erfolgen. Das fertige Video ist dann aber aus dem PowerDirector nicht mehr aufrufbar, sondern befindet sich auf der SD-Karte im Ordner Movies/cyberlink . Dieser Ordner wird auch in der Galerie angezeigt, um ihn auch über die bekannten Android-Kanälen zu teilen.


Fazit
PowerDirector kann kostenlos aus dem Playstore geladen werden. Das minimale Werbebanner stört nicht. Für die Vollversion werden über In-App-Kauf 3,58 ? fällig. Die App ersetzt keine große Desktop-Software, ist im Detail nicht so flexibel, dafür aber wesentlich einfacher mit nur einem Finger zu bedienen und kostet weniger als ein Zehntel der großen Softwarepakete. Das übersichtliche Design macht Spaß, lässt sich weitgehend auf Anhieb intuitiv bedienen und läuft stabil. Befinden sich viele Medien auf der Speicherkarte, wäre eine Suchfunktion hilfreich. Schriftarten und Effekte sind noch ausbaufähig. Unser Votum für die noch junge Version 2.0.0 lautet 4 von 5 Sternen für den PowerDirector.