Im Gegensatz zu Bewohnern der Apple-Welt dürfen Nutzer von Android-Geräten in gleich mehreren virtuellen Supermärkten einkaufen. Ob man dort Kunden und Lieferanten den roten Teppich ausrollt, zeigt ein kleiner Vergleich der größten Konkurrenten.
Stand man früher mit einer kleinen Pappschachtel in langen Schlangen an den Kassen eines Elektronikmarktes, kauft man heute seine Software mit wenigen Klicks beziehungsweise Fingertipps bequem im Internet. Die virtuellen Supermärkte – Pardon – App Stores versprechen aber noch mehr Vorteile: Anwender besitzen eine zentrale Anlaufstelle und müssen nicht umständlich das Internet nach interessanten Apps abgrasen. Entwickler erreichen auf einen Schlag einen großen Kundenstamm, den kompletten Bezahlvorgang wickelt zudem der Shop-Betreiber ab. Der behält allerdings für diese Leistungen einen kleinen Obolus ein, in der Regel 30 Prozent vom Verkaufspreis. Den können die Entwickler immerhin in allen gleich vorgestellten Shops nach Belieben selbst festlegen. Ebenfalls möglich sind kostenlose Apps (Freeware) und Demo-Versionen, die der Kunde dann gegen Geld zu einer Vollversion freischaltet.
Sortiment
Ein gut bestückter Shop lockt zwar mehr Kunden an, dafür droht aber auch die eigene App im riesigen Konkurrenzangebot unterzugehen. Die Shop-Betreiber versuchen dieses Problem zu mildern, indem sie die Apps nicht nur in Kategorien einteilen, sondern auch noch von den Besuchern und teilweise sogar einer eigenen Redaktion bewerten lassen. Die best bewerteten, besonders „trendige“ oder von der Redaktion ausgewählte Apps begrüßen dann den Besucher schon auf der Startseite des Shops. Teilweise können sich die Entwickler dort gut sichtbare Positionen erkaufen – die Betreiber nennen diese Form der Werbung liebevoll Partnerprogramm.
Die meisten Shops begutachten zunächst die vom Entwickler eingereichte App und behalten sich vor, sie auch später noch aus ihrem Angebot zu entfernen. Dass dies keine leere Drohung ist, bewies in der Vergangenheit Google, die vorübergehend alle Tethering-Apps aus ihrem Android-Market verbannt hatten.
Hereinspaziert
Der Haupteingang der Shops befindet sich auf ihrer jeweiligen Homepage. In einem Browser am großen PC darf man dort das Angebot komfortabel durchstöbern und bis auf Soc.io sogar Apps ordern und herunterladen. Die Startseiten sind alle recht ähnlich aufgebaut, wer einen Shop besucht hat, findet sich auch in allen anderen zurecht. Meist begrüßt den kaufwilligen Kunden im oberen Teil ein überdimensionales Werbebild. Darunter findet er dann einen Haufen Bestenlisten mit den beliebtesten oder einigen ausgewählten Apps.
Hat man sich über ein Menü am oberen oder linken Seitenrand für eine Kategorie entschieden, klatschen alle Shops sämtliche darin enthaltenen Apps in einer Liste auf den Bildschirm. Jeder Eintrag umfasst dabei meist nur das Symbol der App, ihren Namen und die durchschnittliche Kundenbewertung. Eine ausführliche Beschreibung gibt es erst, wenn man eine App anklickt und so ihre Detailansicht aufruft. Dort warten dann allerdings auch Bildschirmfotos und in einigen wenigen Fällen sogar Videos der App. Der letzte Schrei sind Anbindungen an soziale Netzwerke, allen voran Twitter und Facebook. Über einen Knopf kann man dort direkt sein Interesse an der App in die Welt senden. Einige Shops bieten sogenannte QR-Codes an [1]. Diese wirren Pixelbilder fotografiert man mit dem Handy und gelangt dann direkt auf eine spezielle Download- oder Informationsseite.
Steuert man die Homepage von einem Smartphone aus an, liefern die meisten Shops automatisch eine auf kleine Bildschirme optimierte Fassung aus. Mit Ausnahme von GetJar stellen die Betreiber zusätzlich noch eine spezielle, kostenlose App bereit, mit der man das Angebot vom Smartphone aus durchsuchen kann.
Eine automatische Aktualisierung der heruntergeladenen Apps bietet keiner der Shops, jeder Benutzer muss seine gekaufte Software selbst auf dem neuesten Stand halten – oder darauf hoffen, dass die Entwickler eine Update-Funktion in ihre Apps eingebaut haben.
Erstaunlicherweise verraten die Betreiber der Shops nur selten, wie viele Apps in ihrem Shop lagern. Wenn sie denn Zahlen nennen, sind diese meist geschönt. Das größte Angebot soll der Google Android Market bieten. Schätzungen gehen von derzeit über 400.000 Apps aus [2].
Android Market
Ende 2008 gestartet, gehört der Google eigene Android Market mittlerweile zu den bekanntesten und größten Läden für Android-Apps. Ursprünglich gelangte man nur über die in den meisten Android-Geräten schon vorhandene Market-App in den Laden. Mittlerweile lässt er sich auch komfortabel mit dem Browser erkunden (Abbildung 1).
Auf der Startseite bekommt man zunächst nur die Bestenlisten zu Gesicht. Im Gegenzug wirkt die Seite aufgeräumt und übersichtlich. Die Liste mit den Kategorien muss man erst über eine kleine Registerlasche nach vorne holen. Auf der Detailseite einer ausgewählten App erfährt man praktischerweise auch, wie groß sie ist und ab welcher Android-Version sie läuft (Abbildung 2). Die von der App später eingeforderten beziehungsweise nötigen (Zugriffs-)Rechte listet ausführlich ein eigenes Register. Auf interessante Apps darf man via Twitter aufmerksam machen und ein Google +1 verteilen.
Um eine Anwendung kaufen beziehungsweise herunterladen zu können, muss man ein Google-Konto besitzen, das mit einem Android-Gerät verknüpft ist. Die Bezahlung erfolgt ausschließlich via Google CheckOut, was wiederum eine Kreditkarte voraussetzt. Einmal gekauft, darf man die App immer wieder herunterladen.

Entwickler müssen sich für 25 Dollar bei Google registrieren. Die eingereichte App muss zudem den Android Market Developer Program Policies entsprechen [3]. Google verzichtet auf eine Prüfung der Apps, behält sich aber vor, Apps sowohl aus dem Market, als auch von den Geräten der Benutzer zu entfernen. In solch einem drastischen Fall bekommt der Käufer sein Geld zurück.
Ausdrücklich erlaubt sind auch Apps, bei denen der Kunde Inhalte nachkaufen kann, wie etwa neue Spiele-Level. Dann muss man allerdings ein von Google autorisiertes Zahlungsverkehrsunternehmen verwenden. Die Einnahmen erhalten die Entwickler über Google Checkout ausgezahlt.
Amazon AppStore
Auch der Buchhändler Amazon möchte gerne im lukrativen Markt mitmischen. Obwohl der Amazon AppStore derzeit nur in den USA verfügbar ist [4], sorgte er auch hierzulande für Schlagzeilen. So monierten viele Entwickler öffentlich die Vertriebsbedingungen, die eine extrem scharfe Preispolitik erlauben und somit insbesondere kleinere Spieleentwickler benachteiligen sollen. Generell dürfen Entwickler 70 Prozent des Verkaufspreises einstreichen, Amazon prüft jedoch jede eingestellte App vorab.
Trotz der Proteste ist der Shop bereits mehr als gut bestückt. Die von Amazon bekannten und ansonsten im Testfeld weitgehend unerreichten Filterfunktionen gibt es auch hier, sodass man schnell zur gesuchten App findet. Wer eine App kauft, fängt sich damit allerdings das Rechtemanagement von Amazon ein. Jede App erhält dabei automatisch einen Kopierschutz, der immer mal wieder nach Hause telefoniert. Als kleines Lockangebot spendiert Amazon derzeit jeden Tag eine eigentlich kommerzielle App zum Nulltarif.
Weitere Aufmerksamkeit bescherte die Klage von Konkurrent Apple, der sich am Namen des Shops stört. Bei Redaktionsschluss war eine einstweilige Verfügung abgelehnt, das Verfahren aber noch nicht endgültig entschieden.
Wann Amazons AppStore auch deutsche Kunden einlässt, war zum Redaktionsschluss noch nicht bekannt. Kommen dürfte er aber mit Sicherheit.
AndroidPIT
Die in Berlin ansässige Fonpit AG betreibt mit AndroidPIT ein ganzes Portal rund um Android. Neben Nachrichten, Tests, einem Forum und einem Android-Wiki, hält es auch einen App-Shop bereit. Auf dessen Homepge darf der Besucher gerade einmal die „Top Apps“ begutachten, eine Kategorie wählen und die Volltextsuche bemühen – minimalistisch wäre hier eine passende Beschreibung (Abbildung 3). Als Bonus bietet AndroidPIT ein Verzeichnis aller im Google Android Market erhältlichen Apps, wobei sich der Sinn dahinter uns nicht so ganz erschließen will.

In der Detailansicht einer App nennt AndroidPIT die Dateigröße und die mindestens benötigte Android-Version. Die von den eigenen registrierten Benutzern hinterlassenden Meinungen ergänzt AndroidPIT mit den Bewertungen und Kommentaren aus dem Android Market. Apps darf man auf eine eigene Merkliste setzen und sein Gefallen über Facebook, Twitter, Google +1 und Digg kundtun. Die Bezahlung erfolgt via PayPal oder Click&Buy.

Wer selbst Apps anbieten möchte, benötigt ein kostenloses Entwicklerkonto. Die Apps müssen zudem die AndroidPIT Licensing Library einbinden und benutzen [5]. Eingereichte Apps landen nicht nur im AndroidPIT Shop, sondern auch automatisch in den Angeboten von Partnerunternehmen. Angeschlossen sind zum Beispiel 1&1, WeTab und Telefunken. Der Entwickler erhält wie üblich 70 Prozent der Einnahmen, die Auszahlung beginnt erst ab 20 Dollar Gewinn.
GetJar
Noch bevor man den eigentlichen Shop betritt, versucht die GetJar-Seite das verwendete Android-Gerät zu ermitteln. Im Zweifelsfall muss man seine Modellbezeichnung per Hand eintippen (Abbildung 5). Anschließend lassen sich nur zum Gerät passende Apps herunterladen. Was nach Gängelei aussieht, erspart jedoch böse Überraschungen, zumal GetJar auch Apps für andere Plattformen wie Java und Windows Mobile anbietet.
GetJar führt ausschließlich kostenlose Apps, folglich benötigt man als Kunde kein Benutzerkonto. Eine eigene GetJar App gibt es nicht, den Einkaufsbummel erledigt man vollständig im Browser. Die Startseite des Shops orientiert sich an den Benutzeroberflächen von Smartphones und lässt sich auch auf kleinen Bildschirmen gut bedienen (Abbildung 6). Am rechten Rand tummelt sich recht aufdringlich Werbung, während der Bereich auf der linken Seite die beliebtesten und zuletzt eingestellten Apps auflistet. Über große Schaltflächen am oberen Rand wechselt man zur Aufstellung aller Kategorien und noch einmal einer Liste mit den beliebtesten Apps. Apropos Kategorien: GetJar erlaubt auch den Vertrieb von Erotik Apps. Darunter befand sich beim Redaktionsschluss auch harte Pornografie – alle anderen Shops schließen solche Inhalte grundsätzlich aus.

Über eine Verbindung zu Facebook kann man nicht nur auf alle Lieblings-Apps hinweisen, sondern auch sehen, was die anderen Freunde heruntergeladen haben. Generell scheint GetJar ziemlich auf Facebook fixiert zu sein, selbst die Bewertungen und Kommentare laufen vollständig über das soziale Netzwerk. Wer selbst seine Meinung abgeben möchte, muss folglich über ein Profil bei Facebook verfügen.
Generell geizt GetJar etwas mit Informationen. Zu jeder App erhält man immer nur eine kurze Beschreibung, selbst die Download-Größe erfährt man nicht. Entwickler müssen sich lediglich registrieren und können dann kostenlos ihre Apps einstellen. Geld verdient GetJar über Werbeprogramme.
Handango
Handango vertreibt Apps für verschiedene Plattformen, weshalb man nach Betreten der Homepage die Auswahl zunächst auf alle Android Apps beschränken sollte (Abbildung 7). Aber auch dann bekommt man immer noch Themes und Klingeltöne angeboten, die sogar eine eigene Bestenliste würdigt. In der Detailansicht einer App erfährt man neben ihrer Größe auch die voraussichtliche Downloadzeit und die benötigte Android-Version. Interessante Apps kann man auf einer Wunschliste sammeln oder Freunden per E-Mail empfehlen.

Wer mit dem PC den Shop besucht, darf sich die gewünschte App direkt herunterladen, sie via E-Mail auf sein Smartphone schicken oder bei einigen ausgewählten Apps auch per SMS zusenden lassen. Bei kostenlosen Angeboten benötigt man für den Download noch nicht einmal ein Kundenkonto. Kommerzielle Apps kauft man wie in anderen Online-Shops Bücher oder DVDs: Die App wandert zunächst in den Warenkorb, mit dem man nach seinem Einkaufsbummel zur virtuellen Kasse geht. Vielkäufer belohnt Handango mit einer Art Rabattmarkensystem: Für jeden ausgegebenen Dollar erhält man 10 Punkte gutgeschrieben. Hat man von genügend Punkte angesammelt, bekommt man eine App umsonst.
Gegen den Verlust einer App kann man als Kunde eine sogenannte Download Protection erwerben. Für zusätzliche 5 Dollar darf man später bei Verlust oder Defekt des Smartphones die App dann noch einmal auf ein neues Gerät herunterladen. Zurückgeben kann man eine gekaufte App nur unter ganz bestimmten Umständen und das auch nur bis zu 30 Tage nach dem Kauf.
Entwickler lässt Handango derzeit etwas ratlos zurück. Das Developer FAQ führt kommentarlos zum Appia Developer Portal [6], bei dem man sich wiederum blind anmelden muss, am an weitere Informationen zu gelangen. Das alternative Content Partner Registration form bot erst ein nicht vertrauenswürdiges Zertifikat an und führte dann auf eine leere Seite. Da passt es ins Bild, dass sich die Handango-Seite über unser Smartphone immer mit einer Fehlermeldung verabschiedete. Das Herunterladen der Handango-Shopping App war uns somit nicht möglich.
PDassi Android
Die Envi.con KG aus Berlin betreibt seinen Shop unter dem lustigen Namen PDassi. Ursprünglich auf Palm-Software spezialisiert, bietet er mittlerweile auch eine Android-Abteilung. Dessen Startseite wirkt auf den ersten Blick etwas unübersichtlich (Abbildung 9). Direkt unterhalb mehrerer Werbebanner stellt die PDassi-Redaktion im Top Thema eine App näher vor. Ergänzend findet man auf der rechten Seite einen Nachrichtenticker, der wichtige Meldungen aus dem Android-Universum zusammenfast. In der Mitte der Seite thronen zwei lange Listen mit neuen Apps, sowie Apps, die gerade eine Aktualisierung erfahren haben.
Um die Handvoll Kategorien durchstöbern zu können, muss man mit den Bildlaufleisten etwas weiter nach unten fahren. Wer nicht genau aufpasst, übersieht sie leicht. Jede Kategorie führt zu weiteren Unterkategorien, denen jeweils eine kurze Beschreibung beiseite steht. So erfährt man, dass hinter Kleinigkeiten mehrere „Kleine Spiele für zwischendurch“ warten. Wer nachschaut, was das für Kleinigkeiten sind, erhält zunächst eine Liste mit kommerziellen Apps. Zu den kostenlosen Pendants muss man explizit über eine Art Register wechseln. Zu jeder App gibt es eine kurze, meist nichtssagende Beschreibung. Beispielsweise ist die Push Box ein „Puzzle-Spiel für alle Alterstufen“.
Um mehr zu erfahren, muss man die Detailansicht aufrufen, die dann allerdings kaum Fragen offen lässt. So verrät sie unter anderem die Dateigröße und die mindestens vorausgesetzte Android-Version. Orangfarbene Punkte zeigen an, wie ausufernd die App später auf dem Smartphone wütet: Je mehr Punkte zu sehen sind, desto mehr sicherheitskritische Funktionen nutzt die App (Abbildung 10). Welche das im einzelnen sind, muss man sich mit einem weiteren Mausklick auf den Schirm holen.

Wem die App gefällt, kann das direkt über Facebook und Twitter melden, sowie über Google ein +1 vergeben oder sie einem Freund per E-Mail empfehlen. Darüber hinaus darf man getrennt für die Bereiche Funktion, Bedienung und Stabilität jeweils eine eigene Bewertung abgeben. Diese erscheinen allerdings immer nur in der Detailansicht einer App, in den Listen sind die kleinen gelben Sternchen nicht zu sehen.
Die auf Smartphones zugeschnittene Webseite des Shops wirkt etwas übersichtlicher als ihre große Schwester, nervt aber mit kryptischen Abkürzungen. So verbirgt sich beispielsweise hinter dem Punkt KAT eine Liste mit allen Kategorien. Alternativ kann man sich die App mit dem Namen PDassi Android App Shop herunterladen. Im Wesentlichen bietet sie jedoch nur eine etwas aufgehübschte Fassung der Smartphone-Webseiten.
Kostenlose Apps lassen sich sofort als .apk-Paket herunterladen. Ein Benutzerkonto braucht nur, wer Apps kaufen möchte. Die wandern erst in einen Warenkorb, mit dem man dann zur Kasse geht. Die Bezahlung erfolgt dort per PayPal oder Kreditkarte. Preisreduzierte Apps sammelt übersichtlich die Rubrik SchnAPPchen.
Entwickler müssen sich bei PDassi kostenlos registrieren. Jede eingereichte App wird innerhalb von zwei bis drei Werktagen begutachtet und dann freigeschaltet. Die dabei angelegten Kriterien bleiben allerdings ein Geheimnis. Vom Verkaufspreis behält PDassi die marktüblichen 30 Prozent ein. Sein Geld erhält der Entwickler erst, wenn der Mindestbetrag von 150 Euro erreicht ist. Möchte man sich auch kleinere Einnahmen auszahlen lassen, kostet das eine zusätzliche Bearbeitungsgebühr.
Soc.io Mall
Nach einer Komplettrenovierung und einem umfassenden Ausbau wurde aus dem kleinen AndAppStore die Soc.io Mall. Größer, schöner und umfangreicher soll der Shop laut Betreiber sein. So gibt es neben Apps auch noch E-Books, Videos, Musik und ähnliche Quengelware. Das App-Angebot entspricht im Moment noch weitgehend dem des AndAppStores, die alten Kundenkonten funktionieren auch in der frisch gekalkten Mall (Abbildung 11).

Wer sich von der Startseite bis zum App Store vorgeklickt hat, sieht im oberen Bereich ein fettes Werbefenster, darunter die üblichen Bestsellerlisten. Die Bedienung und Optik lässt sich am ehesten mit spartanischem Hochglanz beschreiben. Man merkt zudem, dass die Renovierung des Shops noch nicht ganz abgeschlossen ist. So liegen beispielsweise Bildschirmfotos erst zu wenigen Apps vor.
Herunterladen ließen sich Apps zum Redaktionsschluss nur über den hauseigenen Soc.io Mall Pilot. Diese App muss man sich allerdings erst mit dem Browser des Smartphones von der Shop-Homepage angeln. Je nach Bildschirmgröße ist das ein etwas fummeliges Unterfangen. Hat man es endlich geschafft, verlangt der Soc.io Mall Pilot gleich die Benutzerdaten – ohne ein vorhandenes Kundenkonto darf man noch nicht einmal den Shop betreten.
Entwickler benötigen ebenfalls ein kostenloses Konto. Soc.io unterzieht jede eingereichte App einer Prüfung. An ihr scheitern alle Apps die ungefragt die Einstellungen des Smartphones beim Käufer verändern, Installationsprobleme bereiten oder gewalttätige respektive erotische Inhalte mitbringen. Die von Soc.io einbehaltene Provision hängt von der Höhe des gewählten Verkaufspreises ab. Einnahmen erhält der Entwickler erst dann auf einem PayPal- oder Kreditkartenkonto gutgeschrieben, wenn sie 100 Euro überschreiten.
Slide.ME
Ähnlich wie AndroidPIT möchte auch Slide.ME sowohl eine Community, als auch ein Marktplatz für Android sein. Der Aufbau der Homepage wirkt allerdings ziemlich karg: Auf der Startseite reihen sich einfach alle zuletzt eingestellten Apps untereinander auf (Abbildung 13). Alternativ darf man auf Listen mit allen aktualisierten beziehungsweise besonders populären Apps umschalten. Wer die Aufstellung aller Kategorien sucht, muss erst einmal auf den Trichter kommen, am oberen Rand das Applications-Register zu aktivieren.
Immerhin gibt es in den Listen für jede App eine ausführliche Beschreibung, nebst einem Vermerk, ob sie sich auch für den Einsatz auf einem Tablet eignet. Das sind dann im Wesentlichen auch schon alle Informationen, die Slide.ME überhaupt zu bieten hat. Auf der Detailseite einer App sieht man lediglich noch die Kommentare der Benutzer, die obligatorischen Bildschirmfotos sowie alle von der App nach ihrem Start eingeforderten Zugriffsrechte.
Schlicht ist auch die hauseigene Shop-App. Der SlideME Application Manager, kurz SAM, listet ebenfalls einfach nur alle Apps untereinander auf – bei kleinen Smartphone-Bildschirmen wischt man sich da schon mal einen Wolf. Im Gegenzug verrät die Detailansicht hier plötzlich, auf welchen Android-Versionen die App läuft. Kostenlose Apps kann man direkt als .apk-Paket herunterladen. Wer kommerzielle Apps kaufen möchte, benötigt neben einem Kundenkonto auch noch SAM. Einmal erworbene Apps lassen sich nur dann zurückgeben, wenn diese nicht auf dem eigenen Gerät laufen und der Entwickler keine Abhilfe leisten kann oder will.
Von Entwicklern eingereichte Apps kontrolliert Slide.ME zunächst auf ihre Funktionsfähigkeit. Nicht erlaubt sind zudem Apps mit erotischen Inhalten oder echtem Glücksspiel. Wer als Entwickler seinen Kunden misstraut, kann den von Slide.ME angebotenen Kopierschutz namens SlideLock aktivieren [7]. Die Höhe der Provision hängt vom Verkaufspreis und der gewählten Auszahlungsmethode ab. Eine lange Liste mit den Gebühren wartet unter [8]. Eine Ausschüttung erfolgt grundsätzlich erst ab Einnahmen von $100.
OnlyAndroid
Der selbst ernannte „Superstore“ vertreibt neben Apps und Klingeltönen auch Hardware, wie Batterien und Headsets. Seine Homepage reagiert ziemlich träge, der Seitenaufbau dauerte in unseren Tests immer mehrere Sekunden. Die Startseite versteckt einige interessante Funktionen am rechten oben Rand: Neben der Sprache und der anzuzeigenden Währung lässt sich dort auch das eigene Smartphone einstellen. OnlyAndroid zeigt dann nur noch zum Gerät passende Apps an. Und nicht nur das: Abhängig vom Smartphone bietet die Startseite ein „Angebot des Tages“ an (Abbildung 15).

Direkt darunter lungern die obligatorischen Bestenlisten nebst aktuell laufenden Sonderangeboten. Die einzelnen Listen kann man zudem über Registerlaschen auf Spiele oder seriöse Apps beschränken. Zu jeder App gibt es eine kleine, wenn auch nur englische Beschreibung. Wie hier lässt die deutsche Übersetzung noch an vielen weiteren Stellen zu wünschen übrig. Immerhin kann man sich anschauen, welche Apps in den vergangenen 7, 14 und 30 Tagen aktualisiert wurden.
Eine App darf man auf eine Wunschliste setzen, sie per E-Mail einem Freund empfehlen und sogar als Geschenk versenden (Abbildung 16). Eine Liste verrät, mit welchen Geräten die App kompatibel ist. Unbekannt bleiben Download-Größe und die später auf dem Smartphone von der App verlangten Zugriffsrechte.
Um eine App herunterladen oder kaufen zu können, muss man ein Benutzerkonto beim Dienst AppVerse anlegen. Das benötigt man sogar, um an die hauseigene Android Superstore-App zu gelangen. Kostenpflichtige Apps sammelt man zunächst in einem Warenkorb, mit dem man dann zur virtuellen Kasse geht.
Entwickler müssen ein kleingedrucktes und 12 Seiten langes Content Distribution Services Agreement abnicken. Darin behält sich OnlyAndroid vor, den Preis der App eigenmächtig um bis zu 20 Prozent zu senken. Die Apps dürfen zudem nicht die üblichen anstößigen, pornografischen oder rechtlich fragwürdigen Inhalte mitbringen. Ausgezahlt bekommt der Entwickler 70 Prozent des Verkaufspreises – allerdings nur dann, wenn die Einnahmen im letzten Monat über 100 Dollar lagen.
Pocketgear / Mobile2Day
Wer im Internet auf die Suche nach Android-Shops geht, stolpert unweigerlich über das Unternehmen PocketGear. Es betreibt nicht nur das 2010 hinzugekaufte und bereits vorgestellte Handango, sondern auch die Shops PocketGear und Mobile2Day. Die beiden letztgenannten gleichen sich bis auf die Farbgebung wie ein Ei dem anderen und richten sich explizit an den deutschen Markt.
Die Internetseiten von PocketGear und Mobile2Day geben sich übersichtlich und sachlich. Nachdem man den Android-Bereich ausgewählt hat, sieht man die üblichen Bestsellerlisten. Ergänzend gibt es Testberichte einer eigenen Redaktion. Da der Shop verkaufen möchte, sollte man hier keine besonders kritischen Stimmen erwarten. Wer sein Gerät hinzufügt, dem zeigen die Shops nur noch zu seinem Smartphone passende Apps an. Die Apps selbst verstecken sich in zahlreichen Kategorien und Unterkategorien, deren Übersichtsseiten man über Filter einschränken kann. Mit nur zwei Mausklicks lassen sich so beispielsweise alle rein deutschsprachigen Spiele abrufen.
Wer die PocketGear-Seite mit seinem Smartphone aufruft, bekommt eine einfachere, aber durchaus übersichtliche und einfach zu bedienende Variante präsentiert. Aufgrund des großen Angebots wischt man sich allerdings auch hier beim Stöbern einen Wolf. Eine spezielle Android-App, mit der man den Shop erkunden kann, gibt es nur für Mobile2Day. Von dieser App benötigt zudem jedes Mobilgerät eine eigene Fassung – zumindest suggeriert dies eine entsprechende Meldung.
Die Detailansicht einer App liefert neben einer etwas ausführlichere Beschreibung nur noch die Sprache der App, die Bewertungen und Kommentare der Benutzer, sowie eine Liste mit den kompatiblen Geräten.
Kostenlose Apps darf man direkt herunterladen, kommerzielle wandern zunächst in den Warenkorb, mit dem man dann die Kasse aufsucht. Zahlen darf man per PayPal, Kreditkarte und einzigartig im Testfeld auch per Überweisung (Vorkasse und Lastschrift). Registrierte Benutzer erhalten die Garantie, gekaufte Apps zwei Jahre lang herunterladen zu können.
Pocketgear, Mobile2Day und Handango beliefert im Hintergrund die Appia-Plattform mit neuen Apps [6]. Über sie reichen Entwickler auch ihre selbstgeschriebenen Apps ein.
Außer Konkurrenz
Besitzer eines Archos-Geräts dürfte AppsLibs [9] vertraut sein. Der in Honkong angesiedelte Shop bezeichnet sich selbst als zweitgrößten hinter Google und umfasst nach eigenen Angaben knapp 39.000 Apps.
Die Startseite präsentiert ein ausgewähltes Spiel mit allen Details, sowie jeweils kleine Listen mit ausgewählten, den besten kommerziellen und den besten freien Apps. Wer den vollständigen Katalog durchstöbern möchte, muss sich zunächst registrieren. Das funktioniert allerdings nur mit einem der unterstützten Geräte. Dazu gehören neben sämtlichen Internet-Tablets von Archos auch ein Dutzend weiterer Tablets aus Fernost. Benutzer anderer Tablets oder Smartphones können die App auf der Appslib-Homepage zwar problemlos herunterladen und installieren. Beim Start des Shops erscheint aber ein Hinweis, wenn das eigene Gerät nicht unterstützt wird.
Appslib bietet die meisten populären Anwendungen aus dem Google Market an und erlaubt die Bezahlung per Paypal. Gekaufte Apps darf man 24 Stunden lang begutachten und bei Nichtgefallen zurückgeben. Die Installation von Gratis-Anwendungen ist auch ohne Login möglich.
Entwickler erhalten wie üblich 70 Prozent vom Verkaufspreis. Die Auszahlung auf ein PayPal-Konto beginnt allerdings erst, wenn mindestens 50 Dollar eingenommen wurden. Zwar begutachtet AppLibs eingereichte Apps, schließt aber keine vom Shop aus. Die Kunden haben die Möglichkeit, sich ausschließlich „bestandende“ Apps anzeigen zu lassen. Verweigert eine App auf einem bestimmten Android-Gerät die Arbeit, wird sie für dieses Gerät gesperrt.
Fazit
Sämtliche Shops ähneln sich in ihrem Aufbau und der Machart, die Unterschiede liegen durchweg im Detail. Bei Google läuft nichts ohne Google-Konto, dafür ist der Marktplatz immer noch der mit Abstand größte. Bleibt abzuwarten, ob sich das Blatt wendet, wenn Amazon in Deutschland die Bühne betritt (siehe Kasten „Amazon AppStore“). PDassi, AndroidPIT und PocketGear sind auf den deutschen Markt zugeschnitten, die dahinter stehenden Unternehmen zudem in Deutschland angesiedelt – bei Problemen ein nicht zu unterschätzender Vorteil. PocketGear erlaubt zudem als einziger Shop die Zahlung per Vorkasse, Handango aus der gleichen Firmengruppe lockt hingegen mit einem Rabattsystem. Bei GetJars kann man sich ohne Registrierung einfach Programme kostenlos herunterladen, läuft dabei aber auch Gefahr, sich Dank nicht vorhandener Eingangsprüfung einen Trojaner einzufangen. Soc.io ist noch immer im Umbau, die Download-Pflicht der App nervig und nicht zeitgemäß. Ähnliches gilt auch für Slide.ME.
Eine große Herausforderung an die Shops wird in der Zukunft die Aufbereitung des stetig wachsenden App-Angebots sein. Im Moment ist das Stöbern eher eine Qual und hat den Charme einer Buchprüfung. Als Kunde muss man sich langwierig durch mehr oder wenige lange Listen fräsen, bis man endlich die gewünschte App gefunden hat. Derzeit geht das am Komfortabelsten immer noch mit einem Browser an einem normalen PC. Neben einer herkömmlichen Stichwortsuche gibt es kaum ergänzende Filterfunktionen, eine Umsortierung der Listeneinträge ist schon mit das höchste der Gefühle. Die einzige löbliche Ausnahme bildet PocketGear.
Die von den Betreibern gestellten Apps leisten in der Regel nicht mehr, als die speziellen mobilen Fassungen der Shop-Homepage. Zumindest zum Stöbern kann man sich die Installation somit sparen. Eine Ausnahme bilden Soc.io und Slide.ME, die Bezahlung und Download über ihre Apps abwickeln.
Entwickler müssen bei fast allen Vertrieben zunächst einen bestimmten Mindestumsatz erreicht haben, bevor sie Geld sehen. Gerade bei kleinen günstigen Apps kann das eine Weile dauern. Die Shops behalten zudem bis zu 30 Prozent Provision ein und schließen bestimmte Inhalte aus. Bevor man die eigene App in alle Shops feuert, sollte man deshalb unbedingt genau das Kleingedruckte studieren: Einige Shops halten hier noch einige unschöne Fußangeln bereit.
Infos
- Wikiepdia-Eintrag QR-Codes: http://de.wikipedia.org/wiki/QR-Code
- Statistiken zum Google Android Market auf Androlib.com: http://www.androlib.com/appstats.aspx
- Google Android Market Developer Program Policies: http://www.android.com/us/developer-content-policy.html#showlanguages
- Amazon App Store: http://www.amazon.com/appstore
- AndroidPIT Licensing Library: http://www.androidpit.de/de/android/developer-licensing-howto
- Appia: https://dev.appia.com/
- Kopierschutz SlideLock: http://slideme.org/slidelock
- Slide.ME Gebührentabelle: http://slideme.org/rate-schedule
- AppsLib: http://appslib.com