Meditation und Smartphone sind zwei Dinge, die man eher selten in einem Atemzug nennt. Zwar sieht man ab und an Menschen, die in ein e-Book oder Spiel vertieft sind und dabei entspannt aussehen, weiß man es nicht besser, ist das Smartphone in den meisten Fällen jedoch eher ein Synonym für die Beschleunigung unserer Zeit, für Unruhe und Hektik.
Kann man Achtsamkeit auf dem Smartphone trainieren? "Die Achtsamkeits App", so der genaue Titel, behauptet genau dies. Achtsamkeit, ein Begriff, unter dem man kurz gefasst "sich auf das konzentrieren, was man gerade tut" verstehen kann, wird beispielsweise von dem vietnamesischen Mönch Thích Nhat Hanh gelehrt. Er hat zahlreiche Schriften zu der Thematik veröffentlicht. Für ihn ist Achtsamkeit die Kunst, in jedem Moment ?geistig präsent? zu sein und somit ?voll und ganz in der Gegenwart? zu leben. Ziel ist es, Einsicht zu gewinnen über die Dinge, mit denen man sich gerade beschäftigt, und ihnen durch den meditativen Abstand in seinem Tun einen Platz zuzuordnen. Zu diesem meditativen Abstand-Nehmen von Alltagshektik und Aufgabenflut will einen auch "Die Achtsamkeits-App" anleiten.
"Great tool for everyone"
Die Anwendung wurde ohne große Modifikationen aus Apples App Store übernommen. Was für einige ein absolutes No-Go ist, verursachte auch auf unserem HTC-Testgerät leichte Irritationen. Stilistisch übernimmt sie von A bis Z die gewohnt apothekenhafte Apple-Optik, von Holo-Design oder anderen Auflockerungen keine Spur.
Doch wir wollen mal nicht so sein, laut Entwicklern "kombiniert die App moderne Technik mit uralten Achtsamkeits-Praktiken, um in Kontakt mit sich selbst zu treten". Ein wenig esoterisch klingt das schon, aber als Redaktion, die fernöstlichen Praktiken und buddhistischen Lebensweisheiten offen gegenübersteht, wollen wir natürlich sehen, was in ihr steckt.
Mangelhafte Portierung
Wer sich ein wenig mit Entspannungstechniken auseinandergesetzt hat, kennt vielleicht das progressive Muskelrelaxationstraining nach Jacobson. Hier folgt einer schrittweisen partiellen Anspannung verschiedener Muskeln und Muskelgruppen die ebenso schrittweise durchgeführte Entspannung. Das PMR dauert je nach Empfehlung rund 10 Minuten – und auch die Achtsamkeits-App setzt auf eine zeitliche Dosierung der Entspannungsphasen.
Klickt man auf dem Homescreen auf "Willkommen", wird man von einer recht angenehmen Stimme in die Funktion der App eingeführt und bekommt gleich Lust auf mehr. Dann folgt jedoch eine schwere Enttäuschung beim Anklicken der "Geführten Meditation": Nach zehn Versuchen gaben wir es auf, die App zur Kooperation zu bewegen. Sie schaltet sich mit einer Fehlermeldung komplett ab, hier muss wohl ein schwerer Portierungsfehler vorliegen.
Die "Stille Meditation mit Klängen" funktionierte hingegen, ein sanfter Gong-Schlag eröffnet die Entspannungsübungen, die zwischen wenigen Minuten und einer halben Stunde dauern können und von sanften Glockenklängen begleitet werden. Mit Kopfhörern kann man diese Übungen ideal in den Alltag einbauen – ob es nun eine nur dreiminütige Meditation während eines stressigen Bürotags ist oder ein längeres Intermezzo zu Hause auf der Couch. Wie weit man zeitlich in der jeweiligen Übung fortgeschritten ist, zeigt übrigens ein dezenter Punkte-Kreis an.
Achtsamkeits-Erinnerungen
Daneben lassen sich auch Achtsamkeitserinnerungen einrichten – denn laut den Entwicklern der App ist genau das das wichtigste: Sich der Achtsamkeit, die man auf sein Tun richten sollte, Tag für Tag zu erinnern. Wer mag, kann auch seine ganz eigene Achtsamkeitsübung erstellen, der Button "Eigene Meditation" lädt dazu ein. In der Statistik lässt sich nachträglich betrachten, wieviel Zeit man meditierend verbracht hat.
Fazit: Freunde meditativer Übungen würden auch auf dem Androiden Freude an dieser App haben – wenn, ja wenn die Sache mit den nicht funktionierenden geführten Meditationen nicht wäre. Bis dieses Problem gelöst ist, können wir die 1,74 Euro teure App nur unter Vorbehalt empfehlen. 3 von 5 Sternen.
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