Als Antwort auf das iPhone bringt der Technik-Discounter Pearl ein 10-Zoll-Tablet zum günstigen Preis. Ob es hält, was der Hersteller verspricht, zeigt der Test.
Der Technik-Discounter Pearl hat sich in den letzten Monaten voll auf die Android-Produktschiene eingeschossen und bringt fast im Monatsrhythmus neue drauf basierende Geräte auf dem Markt. Erst kürzlich präsentierte er das Tablet X10 [1] für 229 Euro. Ob es seinen Preis wert ist, zeigt der Test.
Gehäuse und Zubehör
Beim Auspacken suggeriert das Tablet ein Gefühl von Wertigkeit. Dazu trägt auch der silberfarbene Rücken bei, der sich erst auf den zweiten Blick als Kunststoff entpuppt. Die Robustheit, die es verspricht, hält das Gehäuse auch. Trotz seiner stattlichen Abmessungen von 19 x 24 Zentimetern knarzte nichts oder verwand sich bei festerem Zupacken. Mit nur 12 Millimetern ist es zudem angenehm dünn und wirkt optisch beinahe wie ein iPad. Allerdings gehört es mit knapp 600 Gramm nicht unbedingt zu den Leichtgewichten seiner Gattung.

Am oberen Gehäuserand befindet sich in der Mitte die Frontkamera mit durchaus akzeptablen 2 MPixeln Auflösung. Die Cam auf der Rückseite des Gehäuses bringt es gar auf 5 MPixel. Foto-affine Leser wissen jedoch, dass diese Werte relativ wenig über die tatsächliche Bildqualität aussagen.
Eine in dieser Form selten anzutreffende Besonderheit ist der Schiebeschalter zum Arretieren des Displays an der oberen rechten Gehäusekante. Der rechte Gehäuserand beherbergt den obligatorischen An/Aus-Schalter sowie die Lautstärkeregelung. Neben dem Tablet ist im Lieferumfang noch ein Netzladegerät und ein USB-Kabel enthalten.
Hardwareausstattung
An den Eckdaten des Tablets fällt zunächst auf, dass einige, inzwischen zum Standard gehörende Features fehlen. So verzichtet es sowohl auf GPS als auch Bluetooth, womit sich auch kein externes Keyboard anschließest lässt. UMTS respektive G3 gibt es nur als Zubehör gegen Aufpreis. Pearl empfiehlt dafür den Fonic Surfstick [2] für knapp 30 Euro.
Auch die Leistungsträger des Tablets bieten kaum mehr als Hausmannskost. So sorgt eine 1-GHz-ARMv7-CPU mit einem Kern für den Vortrieb, unterstützt von einer Mali-400-MP-GPU, welche für die Darstellung von 2 -und 3-D-Inhalten zuständig ist. Ein GByte RAM stehen als Arbeitsspeicher zur Verfügung, ebenso viel als Flash-Speicher. Diesen erweitern Sie bei Bedarf mit einer Micro-SD-Karte um bis zu 32 GByte.
Performance
Ein entsprechend durchwachsenes Bild gab das Tablet beim Benchmark ab. Bei Antutu war bei 2654 Punkten das Ende der Fahnenstange erreicht. Das entspricht ungefähr den Werten eines HTC Desire S oder Motorola Defy+. Im Vellamo-Benchmark, der in erster Linie die Webfähigkeit eines Geräts ermittelt, lag das X10 mit 778 Punkten im oberen Mittelfeld, etwa gleichauf mit dem Motorola Xoom und dem Asus Transformer.
Stellt man dem Pearl-Tablet das preislich ähnlich gelagerte (239 Euro) Archos G9 101 Turbo [3] gegenüber, hat es nichts zu melden. Antutu bescheinigt dem Konkurrenten über 7000 Punkte, Vellamo immerhin noch 1400 Zähler.
Auch abseits der akademischen Leistungstests bleib der Eindruck gemischt. So benötigte der Browser relativ lange zum Laden von Seiten. Die relativ wenig skriptlastige Seite https://www.android-user.de benötigte 30 Sekunden, bis zum fertigen Aufbau. Ein weiterer negativer Effekt tritt bei mehreren geöffneten Tabs auf: In diesem Fall kommt es vor, dass der Browser eine Denkpause von bis zu zehn Sekunden bei der Eingabe einer URL oder eines Suchbegriffs einlegt.
Eine deutlich bessere Figur machte der Pearl-Flachmann bei der Wiedergabe von Multimediadateien. Selbst 1080p-Videodateien gab es ohne erkennbare Ruckler wieder. Auch bei dem 3D-Shooter Dead Trigger [4], der relativ hohe Ansprüche an die Performance stellt, machte das X10 nicht schlapp. Das Spiel lief zwar nicht ganz ruckelfrei, die hielten sich aber in so engen Grenzen, dass der Spielspass deswegen nicht verloren ging.
Bild und Ton
Ein Highlight des Tablets ist zweifellos das randlos gestaltete Display. Es löst mit 1024 x 768 Pixeln zwar nur durchschnittlich auf, dafür hat es aber andere Qualitäten. So ist es hell genug, dass Sie selbst bei grellem Tageslicht den Inhalt noch gut erkennen, darüber hinaus zeigt es sich sehr blickwinkelstabil.
Auch die Kamera liefert bei guter Ausleuchtung durchaus brauchbare Fotos. Anders sieht es bei Filmen aus. Hier tritt der bei CMOS-Sensoren typische Rolling-Shutter-Effekt ziemlich stark auf, der beim Schwenken vertikale Linien verzieht.
Kaum jemand wird von einem Tablet audiophilen Hochgenuss erwarten. Was das X10 in dieser Hinsicht leistet, ist schon sehr mager, und klingt eher nach einem Telefonhörer als Lautsprecher. Am Kopfhörerausgang war der Sound aber absolut in Ordnung.
Akku
Eines der Kriterien, die über das Wohl und Wehe eines Tablet in der Gunst der Kunden entscheidet, ist die Kapazität des Energiespeichers. Zwar beziffert Pearl die Kapazität des Akkus mit 6500 mAh, davon war im Test allerdings nicht besonders viel zu sehen. So verbrauchte es beispielsweise beim Spielen von Tower Raider 10 Prozent der Leistung in etwa 30 Minuten.
An und für sich ein recht anständiger Wert, hieße es doch, dass der Akku immerhin 300 Minuten respektive fünf Stunden spielenderweise durchhält. In der Realität kommt es beim Erreichen von knapp 70 Prozent zu einem spontanen Leistungsabfall von über 40 Prozent, womit der Energiespeicher letztendlich nur 60 Prozent der angezeigten Leistung auch tatsächlich liefert. Im Standby war der voll geladene Akku nach etwa 3 Tagen leer.
Am Netz beträgt ein Ladezyklus etwa vier Stunden, am USB-Anschluss etwa doppelt so lange. Den Akku haben die Hersteller fest im Gerät verbaut, ein Austausch ist deswegen nur mit Garantieverlust möglich.
Fazit
Was in seinen Werten vielversprechend klingt, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als Billigware aus China. Sowohl in Ausstattung als auch der Performance macht es gegen das preislich ähnlich angesiedelte Archos G9 101 Turbo keinen Stich. Wahrlich verheerend würde das X10 im Vergleich mit dem in Kürze in Deutschland erscheinenden Google-Tablet Nexus 7 [5] (199 Euro in der 8-GByte-Variante) abschneiden, das jedoch nur ein 7-Zoll-Display mitbringt.
Unterm Strich: Wer nicht bis September auf den Verkaufsstart des Google Nexus 7 in Deutschland warten möchte oder das Display zu klein ist, der kauft sich lieber das Archos-Tablet, das wesentlich mehr fürs Geld bietet als das X10.
Pearl Touchlet X10
Kerndaten | |
---|---|
Vertreiber | Pearl.de |
Formfaktor | 10-Zoll-Tablet |
Auflösung | 1024×768 Pixel |
Prozessor | 1 Single-Core ARMv7 1 GHz |
Android-Version | 4.0.3 |
Akku | 6500 mAh |
Laufzeit (Standby/Spielen) | 72h/3h. |
Gewicht | 580 g |
Preis (Internet) | 229 Euro |
Performance | |
AnTuTu-Benchmark | 2650 Punkte |
Vellamo-Benchmark | 778 Punkte |
Android-User-Bewertung | 2,3 Punkte |
Infos
- Pearl Touchlet X10: https://www.pearl.de/a-PX8780-1540.shtml
- Fonic Surfstick: https://www.pearl.de/a-PX5880-1541.shtml
- Archos 101 G9 Turbo: https://www.archos.com/store/psearch.html?country=de&lang=de&prod_id=archos101g9
- Dead Trigger: https://play.google.com/store/apps/details?id=com.madfingergames.deadtrigger
- Google Nexus 7: https://www.google.com/nexus/#/7